Am Freitag, 11. Oktober trafen sich die Mitglieder des Aalener Gemeinderats sowie Oberbürgermeister Thilo Rentschler und Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle mit Forstdezernent Johann Reck, Stadtförster Frieder Weinbrenner zum jährlichen Waldrundgang durch den Stadtwald. Start des 1,5 stündigen Rundgangs durch den Forst auf dem Langert war am Parkplatz der Limesthermen.
Der Zustand des Waldes wird uns alles abverlangen, sagte Oberbürgermeister Thilo Rentschler zur Begrüßung. Der Wald sei als Kohlendioxid- Speicher unersetzbar. Um erste Maßnahmen gegen das Waldsterben aufgrund des Klimawandels auszuloten und den großen Herausforderungen an die Waldwirtschaft zu begegnen, kündigte er für Januar 2020 einen großen „Waldklausurtag“ an. Auf Einladung der Stadt Aalen soll gemeinsam mit Forstexperten und mit den großen Waldbesitzern im Raum Ostwürttemberg die Auswirkungen des Klimawandels diskutiert und Maßnahmen erarbeitet werden.
Gleichzeitig sollen die Ergebnisse in den zehnjährigen Forstbetriebsplan einfließen, der im kommenden Jahr für den Stadtwald neu aufgelegt werden muss. Auch die im Rahmen des Notfallplans zur Waldrettung vorgesehenen Finanzmittel des Landes sollen berücksichtigt werden.
Forstdezernent Reck erläuterte zunächst den Baumbewuchs im Bereich des Langert – vorwiegend Mischwald - , wo je nach Bodenqualität die passende Baumart für den Nachwuchs gesetzt wird. Inzwischen liege die Mischung bei 50:50 Anteil Laub – und Nadelgehölz. Zukünftig spiele die zunehmende Trockenheit eine große Rolle. Aufgrund der Höhenlage im Ostalbkreis und der Niederschlagsmenge sei die Lage bei weitem nicht so schlimm, wie an anderen Standorten in Deutschland, berichtete Reck.
Der Aalener Stadtwald umfasst rund 1010 ha und ist in 21 Distrikte gegliedert. Damit ist die Stadt Aalen zweitgrößte Waldbesitzerin in der Region.
Am nächsten Stopp erläuterte Reck das auch im Stadtwald praktizierte von der Landesforstverwaltung vorgegebene Alt- und Totholzkonzept, das bestimmte Flächen einer Nutzung entzieht. Hierzu zählen neben Habitatbaumgruppen die sog. Waldrefugien – insgesamt rund 7 bis 8 Prozent der Fläche des Stadtwaldes werden nicht bewirtschaftet.
Trotzdem ist ein bewirtschafteter Wald aus Sicht des Forstdezernenten als besserer Kohlendioxid- Speicher anzusehen. Die Bäume werden gefällt und aus dem Wald gebracht und das im Baum gespeicherte Kohledioxid wird dabei nicht frei gesetzt. Dagegen setzen Bäume, die im Wald zum Verrotten belassen werden, das gespeicherte Kohlendioxid wieder frei.
Die Stürme Lothar und Wiebke haben auch im Stadtwald erhebliche Schäden angerichtet. Bei der Aufforstung wurde verstärkt Laubholz-Bestand eingebracht, so dass der dominierende Nadelholzbestand vergangener Jahrzehnte nicht mehr besteht.
Für den nächstes Jahr zu erstellenden zehnjährigen Forstbewirtschaftungsplan sind im Sinne der Nachhaltigkeit drei Bereiche als Ziele für die Waldbewirtschaftung zu definieren: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Insgesamt seien die Anforderungen und Wünsche an den Wald sehr hoch, berichtete Forstdezernent Reck, das erfordere die Moderation durch die Forstbehörde. Oftmals seien sie konträr und nicht vereinbar.
Anschließend gaben die städtischen Forstwirte Einblicke in ihre tägliche Arbeit. Sie fällten vor den Augen der Stadträte eine durch starken Käferbefall abgestorbene Fichte. Der Käferbefall sei im vergangenen Jahr so hoch wie noch nie gewesen, klagte Revierförster Frieder Weinbrenner. Ursache hierfür sei die Trockenheit und betroffen seien vor allem Fichte und Weißtanne.
Seit vielen Jahren bildet die Stadt Aalen ihren Nachwuchs für den Beruf des Forstwirtes selbst aus. „Wir sind einer der wenigen Betriebe, die noch ausbilden“, ergänzte der OB und bedankte sich bei den Forstwirten für die Demonstration ihrer nicht ungefährlichen Arbeit. Auch in diesem Jahr sei man froh, dass man unfallfrei durch das Jahr gekommen sei, was auch der guten Ausrüstung des Personals durch die Stadt geschuldet sei, betonte Forstdezernent Reck.