Nach einem Verhandlungsmarathon zeichnet sich nun eine gute Lösung für die ehemaligen Pächter der Gartenanlage „Am Erzweg“ in Wasseralfingen ab. Gemeinsam haben Verein und Stadt ein Lösungspaket geschnürt, das den Parzellenpächtern die Möglichkeit einräumt am neuen Standort weiterzumachen. „Wir sind auf der Zielgeraden, die Kleingärtner haben bald eine neue Heimat“, gab Oberbürgermeister Thilo Rentschler gemeinsam mit Ortsvorsteherin Andrea Hatam und dem Vorsitzenden der Gartenfreunde Walter Körner bekannt.
Seit Januar 2015 darf die Kleingartenanlage „Am Erzweg“ in Wasseralfingen aus Sicherheitsgründen nicht mehr betreten werden.
Auslöser für die Sperrung durch das Ordnungsamt war ein im Januar 2015 aufgetretener Tagebruch, ein Erdloch mit einer Tiefe von zehn Metern mitten in einer der Gartenparzellen. Unter der Anlage verlaufen noch vor und während des letzten Krieges gegrabene Stollengänge, die teilweise als Luftschutzkeller, aber auch zur Produktion kriegswichtiger Güter genutzt werden sollten.
Seit Januar darf auch der benachbarte Spielplatz und der Erzweg ganz bzw. teilweise nicht mehr begangen bzw. befahren werden.
Unter Vorsitz des Oberbürgermeisters wurde eine Projektgruppe gebildet, dem neben Vereinsmitgliedern und Vertreter des Landesverbandes der Gartenfreunde auch Juristen, Geotechniker und Experten der städtischen Fachämter angehörten. Gleichzeitig begann die Suche nach geeigneten Ersatzflächen für einen möglichen neuen Standort. In Rekordzeit wurden parallel für zwei mögliche Flächen die erforderlichen Plangenehmigungsverfahren eingeleitet, um möglichst keine Zeit zu verlieren. Im Dialog mit den Gartenfreunden kristallisierte sich eine Präferenz für den Standort in den „Kocherwiesen“ in Wasseralfingen heraus. Dort ist, aufgrund der bereits bestehenden Kleingartenanlage, die erforderliche Infrastruktur für eine Erweiterung vorhanden.
Inzwischen konnte die Stadt, wie OB Rentschler bekanntgab, das erforderliche Grundstück für die Neuanlage der Gartenparzellen reservieren. Dort wollen die Gartenfreunde einen Neuanfang mit Unterstützung der Stadt wagen, ergänzte Walter Körner. Gleichzeitig werden alle Parzellenpächter für den Verlust ihrer Lauben finanziell entschädigt. Hierfür hat der Gemeinderat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, rund 200.000 Euro an Sondermitteln bereitzustellen. Die Wertermittlung für die Parzellen und die Gartenlauben wurden von einem Gutachter des Landesverbandes der Gartenfreunde in Zusammenarbeit mit dem Stadtmessungsamt vorgenommen. Auch für das Vereinsheim soll der Verein eine Entschädigung erhalten, die sich am Zeitwert des Gebäudes orientiert. Mit Unterstützung der Feuerwehr organisiert die Stadt eine Sicherung, um den Abtransport des Eigentums der Pächter möglich zu machen.
Kurz nach Auftreten des Tagebruchs im Januar hatte das zuständige Bundesamt für Immobilienaufgaben das Erdloch mit 100 m³ Beton verfüllt, um die Gefahr eines weiteren Einsturzes zu minimieren. Das tatsächliche Ausmaß der Stollenanlage und der bauliche Zustand waren zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Es war nicht mit Sicherheit auszuschließen, dass es erneut zu einem Tagebruch kommen könnte, zumal aus der Vergangenheit ähnliche Vorfälle bekannt sind.
Mitarbeiter des Stadtmessungsamtes begannen die zugänglichen Stollengänge zu vermessen, um exakte Lagepläne für Probebohrungen zu erhalten. Da für einen Teil der Stollenanlage die Firma Alfing Kessler GmbH zuständig ist, beauftragte die Geschäftführung gemeinsam mit der Stadt die Firma Geotechnik mit der Erstellung eines Gutachtens, um zu einer Risikoeinschätzung zu kommen. Insbesondere sollte der bauliche Zustand der Stollengänge, die unter dem Erzweg verlaufen, analysiert werden. Die Ausarbeitung hat sich als weit schwieriger und aufwändiger herausgestellt, als ursprünglich angenommen und so konnte erst Ende März das fertige Gutachten vorgelegt werden. Das Fazit der Experten ist eindeutig: Es kann jederzeit wieder zu einem Tagebruch kommen. Die Aufgabe des Standorts der Gartenanlage am Erzweg wird dringend empfohlen. Auch das zuständige Landesamt für Geologie und Bergbau in Freiburg kam zum gleichen Ergebnis. Die Stadt habe somit völlig richtig gehandelt, als sie die weitere Nutzung der Anlage untersagt hat, sagte der Oberbürgermeister. „Das Risiko, dass Besucher, ein Pächter oder sogar ein Kind zu Schaden kommen, ist zu groß. Niemand kann garantieren, dass so etwas nicht noch einmal passiert.“
Die Stadt steht seit Auftreten des Tagebruchs in Verhandlungen mit den zuständigen Ämtern und Dienststellen des Landes und des Bundes. Das Bundesamt für Immobilienaufgaben, verantwortlich für die Sicherung der Produktionsstollen, hat Verhandlungsbereitschaft signalisiert.
Schnellstmöglich will die Stadt die Stollengänge unter dem Erzweg sichern, damit die Straße für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen frei gegeben werden kann. Der Kinderspielplatz neben der Anlage muss aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben und wird an anderer Stelle neu errichtet werden.