Am 25. Juni veröffentlichte das Statistische Bundesamt die ersten Ergebnisse des ZENSUS 2022. Und das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat für die Städte und Gemeinden die neue amtliche Einwohnerzahl zum ZENSUS-Stichtag bekanntgegeben.
Zum 15. Mai 2022 liegt die neue amtliche Einwohnerzahl für Aalen bei 67.139 Menschen. Zum vorherigen ZENSUS 2011 (Stichtag: 9. Mai 2011) hat sich die amtliche Einwohnerzahl Aalens damit um 821 Personen erhöht.
2011 war die amtliche Einwohnerzahl für Aalen nach oben korrigiert worden. Jetzt weicht das ZENSUS-Ergebnis zum Stichtag um – 1.548 Einwohnern von der fortgeschriebenen Einwohnerzahl auf Basis des ZENSUS 2011 ab. Gehörte Aalen bei der letzten amtlichen ZENSUS-Zählung 2011 zu den „Zensus-Gewinnern“, wird die Stadt jetzt mit einem Rückgang von 2,3 Prozent (- 1.548 Personen) konfrontiert. Angesichts der stetigen Wachstumssignale in der Stadt Aalen stoßen die ZENSUS Ergebnisse auf Unverständnis.
Auch landesweit sind die amtlichen Einwohnerzahlen um - 1,2 Prozent zurückgegangen und die Stadt Stuttgart muss mit einem Rückgang von - 3,4 Prozent kalkulieren. Auch andere Städte in der Größenklasse von Aalen registrieren einen Rückgang. (Sindelfingen – 6 Prozent), Fulda (-6,6 Prozent).
Zum Stichtag 15. Mai 2022 wurde eine Volkszählung sowie eine amtliche Gebäude- und Wohnungszählung durchgeführt. Dafür sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung direkt befragt worden. Das waren für Aalen im Rahmen der Haushaltsstichprobe ca. 5.200 Personen, dazu kamen noch rund 1.600 Personen beispielsweise in Wohnheimen oder Krankenhäusern. Im Wesentlichen wurde auf Daten aus bereits vorhandenen Verwaltungsregistern zurückgegriffen. Der angebliche Rückgang bei der Aalener Bevölkerungszahl überrascht umso mehr, da beim letzten Zensus 2011 die amtliche Einwohnerzahl um rund ein Prozent über dem realen Einwohnermeldebestand aus dem Melderegister der Stadt Aalen lag. „Möglicherweise muss das ZENSUS-Verfahren hinterfragt werden“, so Oberbürgermeister Frederick Brütting. Noch sei es aber zu früh, um definitive Schlussfolgerungen aus den jetzt bekanntgegebenen Zahlen zu ziehen. „Erst im September erhalten wir den Festsetzungsbescheid mit den endgültigen Zahlen.“ Gegen diesen Bescheid kann die Stadt innerhalb einer Vier-Wochen-Frist Widerspruch einlegen. 2011 hatten einige Kommunen sogar Klage eingereicht.
„Wir sind bereits im Austausch mit dem Städtetag und prüfen unsere Optionen“, kündigt OB Brütting an. „Die Zahlen unseres Melderegisters sind real und stetig angestiegen“. Schon durch Zuwanderung und Geflüchtete seien in vielen Kommunen die Einwohnerzahlen seit 2015 gestiegen. „In Aalen haben wir seit Kriegsbeginn rund 900 ukrainische Geflüchtete aufgenommen“, so Brütting.
Aalens Bevölkerung wächst. Nach Auskunft aus dem Einwohnermelderegister der Stadt wohnten zum Stichtag 30. Juni 68.331 Menschen mit Hauptwohnsitz in Aalen. „Zählt man die rund 3.000 Nebenwohnsitzsitze dazu, leben in unserer Stadt aktuell fast 71.000 Menschen. Allein in den vergangenen zwei Jahren gab einen Bevölkerungszuwachs von rund 500 Menschen“, bilanziert der OB die erfreuliche Entwicklung. Gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und hohe Lebensqualität sorgen für Zuzug von Fachkräften aus dem In- und Ausland. Die Neuansiedelung des Technologieunternehmens ZEISS in Aalen-Ebnat mit mindestens 2.500 Arbeitsplätze ist nur ein Beispiel für das investorenfreundliche Klima in der größten Stadt im Raum Ostwürttemberg.
Eine zukunftsgerichtete Wohnbaupolitik trägt dazu bei, dass mehr Wohnraum entsteht. In den letzten Jahren sind in Aalen große Baugebiete entstanden (Stadtoval, Schlatäcker, Maiergasse, usw.) aber auch private Innenentwicklungsmaßnahmen realisiert worden. Ergänzend konnte durch gezielte Förderungen kleinerer privater Bauprojekte im Rahmen des Innenentwicklungsprogramms der Stadt Aalen und die Bemühungen zur Aktivierung von Baulücken weiterer Wohnraum geschaffen werden. Somit konnte in den letzten Jahren Wohnraum für etwa 3.000 Personen geschaffen werden. Zudem befinden sich Baulandpotenziale für weitere ca. 1.500 Wohneinheiten in aktueller Umsetzung bzw. Planung bis 2030.
Die 2021 aktualisierte Bevölkerungsvorausrechnung des Büros Häusser, Tübingen, stellt den engen Zusammen-hang zwischen florierendem Wohnungsmarkt und Be-völkerungsentwicklung deutlich heraus. Eine zügige Umsetzung geplanter Vorhaben führt dazu, dass mehr Menschen nach Aalen ziehen werden. Der Grad der Umsetzung aller geplanten Bauvorhaben wirkt sich deshalb auf die prognostizierte Bevölkerungszahl aus. In Abhängigkeit davon wird bis zum Jahr 2030 eine mittlere Entwicklung der Bevölkerungszahl auf 72.000 Einwohnerinnen und Einwohner prognostiziert.
Nicht der reale Einwohnerbestand aus dem Melderegister einer Stadt, sondern das amtliche ZENSUS-Ergebnis dienst als Basis für die Berechnung des Länderfinanzausgleichs und des kommunalen Finanzausgleichs. Allerdings gelten die neuen Zahlen erst nach einer Übergangszeit. Aber Tatsache ist, dass sich die amtliche Einwohnerzahl aus dem ZENSUS unmittelbar auf die Finanzen der Stadt auswirken wird. Im Rahmen des aktuellen Finanzzwischenberichts informierte Stadtkämmerei Daniela Faußner den Gemeinderat zum ZENUS-Ergebnis. Für die Jahre 2023 und 2024 erwartet die Stadtkämmerei noch keine Auswirkungen, da noch die fortgeschriebenen Einwohnerzahlen auf Grundlage der Einwohnerzahl des ZENSUS 2011 verwendet werden. Ab dem Jahr 2025 muss aber zur Hälfte mit den neuen ZENSUS-Zahlen gerechnet werden, ab dem Jahr 2026 ist dann ausschließlich das ZENSUS-Ergebnis 2022 ausschlaggebend für die Berechnung der Finanzzuweisungen. „Wir gehen davon aus, dass uns ab dem Jahr 2025 jährlich bis zu zwei Millionen und ab 2026 jährlich bis zu vier Millionen Euro an Finanzzuweisungen im Haushalt fehlen werden!“ bestätigt die Stadtkämmerin.
Die durch den Zensus gewonnenen Ergebnisse und vorgenommenen Korrekturen können nicht in die Melderegister der Städte übernommen werden, da die Städte und Gemeinden keine Rückmeldungen über die ZENSUS-Ergebnisse erhalten.
Von den 67.139 beim Zensus festgestellten Einwohnerinnen sind 50,2% weiblich und 49,8% männlich. 13,5% der Einwohnerinnen und Einwohner haben eine ausländische Staatsangehörigkeit, der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liegt bei 23,4%
17,7% der EinwohnerInnen im Stadtgebiet sind Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren. 19% sind Senioren und Seniorinnen über 65 Jahre. Von den 67.139 EinwohnerInnen sind rund 27.800 Personen ledig, das entspricht 41,4%. 29.945 Personen sind verheiratet oder leben in einer Lebenspartnerschaft und 9.345 Personen sind verwitwet oder geschieden. Weitere Auswertungsergebnisse, wie beispielsweise der Bestand an Wohnungen, werden sukzessive von den Statistischen Ämtern des Landes und des Bundes veröffentlicht und können unter zensus2022.de abgerufen werden.