Oberbürgermeister Thilo Rentschler hatte am Donnerstag, 17. März 2016 den Gemeinderat sowie alle Ortschaftsräte zur ersten kommunalpolitischen Konferenz der Stadt Aalen in die Festhalle Unterkochen geladen. Dabei wurde der Ergebnisbericht zum Verkehrsentwicklungsplan / Mobilitätskonzept 2030 vorgestellt und diskutiert. Am 11. April fand eine Informationsveranstaltung für die Bürgerinnen und Bürger statt. Am 20. Juli 2016 entschied der Gemeinderat darüber.
„Die Konferenz war eine gelungene Veranstaltung mit 90 kommunalen Mandatsträgern und der Auftakt zu einer breiten Debatte über den Verkehrsentwicklungsplan. Wir haben uns heute intensiv über die Verkehrsthemen in unserer Flächenstadt ausgetauscht“, resümierte OB Rentschler. „Das Ingenieurbüro Dr. Brenner hat mit dem Rahmenkonzept als Gesamtschau einen großen Wurf gemacht. Nun gilt es, auf dieser
Grundlage Prioritäten zu setzen, welche Themen in der Tiefe bearbeitet werden sollen. Für das prognostizierte Wachstum Aalens auf 70.000 Einwohner wird das Verkehrsnetz mit den vorgeschlagenen
Maßnahmen gerüstet sein.“
Mit dem vorgelegten Rahmenkonzept verfolgt die Stadt Aalen das Ziel, ein attraktives Mobilitätskonzept für die Zukunft zu entwickeln. Es gibt dabei allerdings auch große Abhängigkeiten von Bund, Land, Region und teilweise auch den umliegenden Gemeinden. Das Konzept baut auf dem Plan von 1995 auf. In die Umsetzung von Maßnahmen wurde in den letzten 20 Jahren über 100 Millionen Euro investiert.
Um den Modal Split zugunsten des Umweltverbundes weiter erhöhen zu können, muss das Radwegenetz in der Stadt ertüchtigt und ausgebaut werden. Der Radverkehr hat in den letzten Jahren, auch durch E-Bikes an Bedeutung gewonnen. Es wird in der Stadt ein Vorbehalts-Netz Rad definiert, welches vorrangig realisiert werden soll. Außerdem wurden eine Vielzahl von Verbesserungsmaßnahmen im Stadtgebiet identifiziert. Es wird empfohlen, ein Ausbauprogramm für das Radwegesystem aufzulegen mit entsprechender Priorisierung.
Der ÖPNV stellt einen weiteren Schwerpunkt im Verkehrsentwicklungskonzept dar. Durch Digitalisierung, Vernetzung und Bereitstellung der Informationen im Internet und auf Smartphones („Smart City“) könnte den Fahrgästen künftig mehr Komfort geboten werden. Es muss das Ziel sein, mehr Menschen zu motivieren, auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen. Beispiele für Maßnahmen: Verkürzung der Taktzeiten, barrierefreie Zugänglichkeit, Verkürzung der Umsteigezeiten, Verbesserung der Linienführungen, Ortsbuslinien als Zubringer oder eine neue Express-Linie zwischen Bahnhof und der Hochschule.
Eine wichtige Rolle wird auch der Bahnhalt West spielen, welcher vor wenigen Wochen bei einem gemeinsamen Gesprächstermin von Stadt und Landkreis im Stuttgarter Verkehrsministerium Rückenwind erhalten hat. Die Realisierung ist bereits für 2019 / 2020 möglich und daher nicht mehr in allzu weiter Ferne.
Die Leistungsfähigkeit der Westumgehung soll so bald wie möglich gesteigert werden. Das Regierungspräsidium Stuttgart sieht dies als wesentliches Element der B29-Ertüchtigung. Die Anschlusspunkte Affalterried und Albanus müssen sicherer gemacht werden und die Strecke vom Kellerhaus bis zur Autobahn ausgebaut werden. Eine zentrale – aber strittige - Empfehlung ist ein weiterer Anschluss an die Westumgehung mit Umfahrung von Neßlau. Dadurch könnte eine Verkehrsentlastung von 7.000 bis
8.000 Fahrzeugen täglich für Unterrombach erreicht werden.
Der Aufbau eines Car-Sharing und Bike-Sharing-Systems an Mobilitätsstationen ist ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der Umweltverträglichkeit. Dies könnte auch zur Förderung der Elektromobilität genutzt werden.
Angesichts der demographischen Entwicklung ist es erforderlich, älteren Menschen Alternativen anzubieten. Eine geeignete Maßnahme sind Mobilitätspakete, welche für ein gewisses Monatsentgelt die Nutzung verschiedener Fortbewegungsmittel wie Busse oder Taxen ermöglichen.
Die Anzahl der Parkplätze in der Innenstadt wird als ausreichend angesehen. Diese sollen aber für Kunden und Besucher bevorzugt werden.
Die Ergebnisse der Wirkungsanalyse für die Planungsszenarien 1 und 2 zeigen, dass nach wie vor ein deutliches Potenzial für modale Verlagerung von Fahrten des motorisierten Individualverkehrs vor allem durch Maßnahmen zur Verbesserung der ÖPNV-Qualität aktiviert werden kann, vorausgesetzt, dass gleichzeitig alles unterlassen wird, was die Nutzung des privaten Pkw für Fahrten im Stadtgebiet begünstigen könnte. Angesichts einer zunehmend alternden Bevölkerung kommt diesem Aspekt eine besondere Bedeutung zu, wobei auf mittlere bis lange Sicht auch über die Realisierung flexiblerer Bedienungsformen von Ortsbuslinien nachgedacht werden sollte.
In Anbetracht der Struktur der Stadt Aalen als Flächenstadt ist bei Umsetzung der in Planungsszenario 1 enthaltenen Maßnahmen ein Modal Split-Anteil des ÖPNV - bezogen auf die Gesamtstadt - von bis zu 15 % aller täglichen Wege realistisch.
Eine stärkere Nutzung des Busverkehrs ist dabei vor allem von einer Verkürzung der Taktzeiten, einer barrierefreien Zugänglichkeit, einer Verkürzung der Umsteigezeiten, Verbesserungen der Linienführungen und einem effektiven Mobilitätsmanagement abhängig. Es wird empfohlen, die ÖPNV-bezogenen Maßnahmen mit hoher Priorität umzusetzen. Dazu gehört auch, dass Bemühungen der Stadt verstärkt werden, damit die beschriebenen neuen Haltepunkte des SPNV zeitnah realisiert werden können.
Den auf den Wegen zur Innenstadt und zwischen den Stadtteilen der Kernstadt bereits erreichten hohen Modal Split-Anteil des Fußgänger- und Radverkehrs gilt es durch einen weiteren Ausbau der Infrastruktur, besonders auch im Hinblick auf städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen (Stadtoval, Hochschule, etc.) zu stabilisieren.
Dabei kommt es nicht nur darauf an, die Wegenetze bereit zu stellen. Vielmehr muss darauf geachtet werden, diese u. a. durch Beleuchtung, Ruhepunkte und Wegweisung attraktiv und sicher zu gestalten.
In Anbetracht eines sich abzeichnenden Wertewandels in Bezug auf den Besitz und die Nutzung des eigenen Pkw ist der Aufbau eines Car-Sharing- und Bike-Sharing-Systems an Mobilitätsstationen nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Erreichung einer zukünftigen stadt- und umweltverträglichen Mobilität, sondern sollte auch - im Verbund mit einer Privilegierung von Elektrofahrzeugen - als Mittel zur Förderung der Elektromobilität genutzt werden.
Was den ruhenden Verkehr in der Innenstadt betrifft, wird von einer Erweiterung des innerstädtischen Stellplatzangebots abgeraten und empfohlen, dieses vorrangig durch progressive Parktarife insbesondere für die Nutzung durch Kunden und Besucher vorzuhalten.
Angesichts der demographischen Entwicklung sind weitergehende Maßnahmen erforderlich, um der älteren Bevölkerung Mobilitätsalternativen anzubieten, aber auch generell die heute bestehende Abhängigkeit vom Besitz und der Nutzung des privaten Pkw zu reduzieren. Eine geeignete, im europäischen und außereuropäischen Ausland bereits implementierte Maßnahme sind „Mobilitätspakete“, welche die Nutzung verschiedener modaler Fortbewegungsmöglichkeiten zu vergünstigten Tarifen beinhalten.
Weiterhin wird in der Zukunft auch in der Stadt Aalen das Thema „Smart City“ an Bedeutung zunehmen. Dabei geht es um die Nutzung von IuK-Technologien zur Unterstützung einer nachhaltigen Stadtentwicklung durch eine kooperative Vernetzung und zentrale Datenverknüpfung mit dem Ziel, die Stadt effizienter, umweltgerechter und sozial inklusiver zu gestalten. Verschiedene der oben beschriebenen Maßnahmen stellen einen ersten Schritt in Richtung „Smart City“ dar.
Es wird empfohlen, als nächste Schritte die erforderlichen Legitimitätsgrundlagen zu schaffen und in einer Rahmenstrategie Zielsetzungen, Systemumfang und Systemkomponenten festzulegen.
Die bereits erreichten und durch die empfohlenen Maßnahmen bis 2030 noch weiter verstärkten Verkehrsentlastungen der Innenstadt sollten genutzt werden, um bestehende Überdimensionierungen von Verkehrsflächen zu beseitigen und öffentliche Räume aufzuwerten. Dies betrifft die Stuttgarter Straße zwischen Rathaus und Amtsgericht ebenso wie die Stuttgarter Straße zwischen Amtsgericht und Kreissparkasse sowie den Ellwanger Torplatz. Dieser Abschnitt sollte durch eine veränderte Führung des Altstadtrings weitgehend dem ÖPNV sowie dem Fahrradverkehr vorbehalten werden. Der östliche Stadtgraben sollte dabei nur über das Neue Tor und den südlichen Stadtgraben angefahren werden.
Um die heute äußerst problematischen Verkehrsverhältnisse an der Anschlussstelle Aalen-Weststadt und im umgebenen Straßennetz zu beseitigen, bedarf es einer räumlichen Verkehrsverlagerung. Empfohlen wird der Bau einer weiteren Anschlussstelle in Verbindung mit einer Ortsumfahrung Neßlau sowie die Anbindung des Parkhauses Burren an die B 29 - Westumgehung.
Abschließend wird empfohlen, für die Vorbehaltsnetze detaillierte Machbarkeitsstudien durchzuführen, um weitere Möglichkeiten für eine stärkere Priorisierung des Busverkehrs auf Strecken und an Knotenpunkten zu identifizieren. Außerdem sind die Programme zur Verbesserung von Bushaltestellen und zur Weiterentwicklung der Infrastruktur für den Fahrradverkehr und Fußgängerverkehr zügig durchzuführen.
Die Diskussion um eine stadtverträglichere Verkehrskonzeption nimmt bereits seit Jahren einen hohen Stellenwert sowohl in der Öffentlichkeit als auch in den politischen Gremien und in der Stadtverwaltung ein.
Damit sich engagierte und interessierte Bürgerinnen und Bürger in den laufenden Planungsprozess aktiv mit einbringen können, fand zu diesem Zweck ein eintägiger Workshop statt. Dabei wurden insgesamt 6 Arbeitsgruppen gebildet, in denen die Bürgerinnen und Bürger Chancen und Ziele möglicher Zukunftsszenarien erarbeiten und diskutieren können.
Die Veranstaltung fand am Samstag, den 15. Februar 2014 im Weststadtzentrum, Pelikanweg 21 von 9.00 Uhr bis ca. 14.30 Uhr statt.
Zwischenzeitlich wurde die Bestandsanalyse abgeschlossen und ausführlich in der Projektgruppe, unter Beteiligung von Agendagruppenvertretern, Behördenvertretern und Gemeinderat-Fraktionsvertretern, vorgestellt und diskutiert.
Ein Basisszenario für die danach folgenden Untersuchungen wurde für das Jahr 2030 erstellt. Dabei wurden die in der neuesten Anlage dargestellten Straßenbauprojekte (S. 13) als abgeschlossen berücksichtigt.
Unter Einbeziehung der Ergebnisse aus dem Workshop wurden Leitziele/ Planungsziele erarbeitet und dem Ausschuss für Technik und Umwelt zur Beschlussfassung, als Grundlage zur weiteren Vorgehensweise, vorgelegt.
AG 1 MIV - Motorisierter Individualverkehr / RV - Ruhender Verkehr "KERNSTADT"
AG 2 MIV - Motorisierter Individualverkehr / RV - Ruhender Verkehr "STADTTEILE"
AG 3 UMWELTVERBUND (ÖV / FUSS / RAD / ...)
AG 4 ÖFFENTLICHER PERSONENNAHVERKEHR
AG 5 INNENSTADT (Erreichbarkeit / Aufenthalt / ...)
AG 6 STÄDTEBAU / LANDSCHAFT / ÖKOLOGIE
Der Info-Abend diente als Vorbereitung auf den Bürgerworkshop am 15. Februar, in dem sich die Bürgerinnen und Bürger mit Anregungen und Vorschlägen einbringen sollen.
Die Stadt Aalen erarbeitet derzeit mit der Arbeitsgemeinschaft Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mbH / Planungsgruppe Kölz einen neuen Verkehrsentwicklungsplan / Mobilitätskonzept mit Prognosejahr 2030. Dieser löst den alten Plan ab von 1995 ab, der bis ins Prognosejahr 2010 reichte.
Mit der Haushaltsbefragung im Frühjahr 2013 fand eine erste Öffentlichkeitsbeteiligung statt, bei der neben den Angaben zu Wegen und Zielen auch allgemeine Hinweise zum Verkehrsgeschehen gegeben werden konnten. Diese Anregungen werden in den weiteren Planungsprozess eingegliedert.