Aalen startet das Jahr mit Neujahrsempfang in der Aula der Hochschule Aalen
Verehrte Gäste des Neujahrsempfanges,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
Zunächst Ihnen allen ein gutes, glückliches, gesundes Neues Jahr 2020.
Lassen Sie uns gemeinsam alle anstehenden großen wie kleinen Aufgabenstellungen erfolgreich meistern, so wie es viele engagierte Persönlichkeiten vor unserer Zeit gemacht und unsere Region tatkräftig nach vorne gebracht haben.
Schwierige Aufgaben, widrige Umstände, besondere Herausforderungen gab es immer und wird es immer geben. Die spannende Frage bleibt: was man aus den aktuellen Rahmenbedingungen macht, für welche Lösungen man sich entscheidet und was man selber bereit ist dafür zu tun.
An Ratschlägen, mehr oder weniger guten Vorsätzen mangelt es bekannter Weise zum Neuen Jahr ja nicht!
Die gute Nachricht ist jedenfalls die, dass die Anzahl der Pessimisten in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr von 44 % auf 37 % a b g e n o m m e n hat.
Die schlechte Nachricht: Die Anzahl der Optimisten allerdings auch: Von 17 % auf nunmehr bescheidene 16 % ! Nur noch 16 % Optimisten…!
Hier im Raum, lieber Herr Vorstandsvorsitzender Abele, haben wir trotz vieler widriger Umstände im Bankensektor – gerade beim Zinsniveau – da bin ich mir sicher - deutlich mehr Optimisten als Pessimisten.
Zu den anerkannten Realisten mit Drang zum Optimismus gehören vor allem die Berufsgruppe der Bürger- und Oberbürgermeister – nebst Landräten.
Von Haus aus, manche von Geburt an, zumindest ab erfolgreicher Wahl im Amt, sind wir eher Verkünder froher Nachrichten und wenn es mal wirklich schwierig wird, dann zumindest von Durchhalteappellen.
Ich grüße jedenfalls sehr herzlich die Vertreter der großen kommunalen Familie mit allen Bürgermeisterkollegen. Und unserem Landrat an der Spitze des Ostalbkreises. Dazu die zahlreichen Mandatsträger (vom Bundestag, aus dem Landtag,) von den Kreistagen bis hin zu den Gemeinde- und Ortschaftsräten!
Und für die Stadt Aalen darf ich betonen, dass wir hier für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Region einstehen. Verantwortungsbewusst – als größte Stadt in Ostwürttemberg – auch für übergreifende kommunale und öffentliche Infrastruktur, für den Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen, der intensiven Begleitung aller Hochschulaktivitäten, der Schaffung von bezahlbarem und ausreichendem Wohnraum, für Standortmarketing und Standortqualität in allen Bereichen von Kultur über Tourismus, Sport und Freizeit, von Mobilität und Umweltschutz bis zur Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und entwicklungspolitischer Zusammenarbeit in Mosambik oder im Grenzgebiet zu Syrien.
Meine Damen und Herren, ich möchte dazu einige Beispiele nennen und diese mit einem Ausblick – ins Jahr 2020 ff verknüpfen.
Mein erstes Beispiel ist unser größtes Innenentwicklungsprojekt - wie könnte es anders sein – auf zentraler Fläche -auf unserem Stadtoval, dazu die Impulse für Wohnbau, Quartiersentwicklung und Stadterneuerung in den benachbarten Quartieren. So z. B. auf dem Rötenberg mit neuem bezahlbarem Wohnraum und im Hirschbachtal, mit dem Neubau unseres Kombibades – einstimmig so vom Gemeinderat vor 9 Monaten beschlossen - oder die positive Entwicklung entlang des Hauptbahnhofs, ZOB und Bahnhofstraße! Und mittendrin:
6,5 Hektar versiegelte Brachfläche, die zu einem neuen, attraktiven, urbanen Quartier werden. Man kann täglich – täglich - zuschauen, wie sich das Ganze optimistisch entwickelt.
Viel ist geplant und getüftelt worden. Ab 2020 ist „Erntezeit“!
KuBAA mit Theater vom Feinsten – Musik- und Ballettschule und einer neuen attraktiven Spielstätte für das legendäre Kino am Kocher.
Wir sind im Zeit- und im Kostenrahmen, nach Pfingsten treffen wir uns alle dort vor Ort wieder – Sie sind jetzt schon herzlich eingeladen!
Gegenüber macht dann im September der DRK City-Kindergarten auf: Mit über 100 Plätzen - bereichert das neu Wohnquartier, Steigenberger baut seinen Hotelkomplex in 2020, die letzten Planungen zur Grünen Mitte werden abgeschlossen sein und wir werden mindestens drei bis vier gescheite Angebote, mit vernünftigen Preisen für den Sobek-Steg erhalten. Da bin ich mir ganz sicher. Rund 45 Mio. Euro öffentliche Investitionen haben bzw. werden auch um das Stadtoval ca. 350 Mio. € für private Investitionen ausgelöst haben. Das ist grandios. Das ist Stadtentwicklung vom Feinsten. Ein Vorzeigeprojekt auch für das Land Baden-Württemberg im Rahmen von 50 Jahren Städtebauförderung, die es in 2020 ebenfalls zu feiern gilt. Hierzu haben wir die Wirtschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg eingeladen gemeinsam mit uns und renommierten Architekten und Stadtplanern dieses Ereignis am Ort des Geschehens umfangreich zu würdigen.
Mein zweites Beispiel betrifft die kniffligen Fragen zur Mobilität. Erfreulicherweise haben wir kurz vor Weihnachten zwei Förderbescheide jeweils in Höhe von 100.000 Euro vom Bund überreicht bekommen, um gemeinsamen mit Hochschule und weiteren Akteuren Forschungsaufträge zu erfüllen.
A.: Förderprogramm „MobilitätsWerkStadt2025 – AA Mobil
B: Förderprogramm 5x5G - 5G-trAAfic
Beides im Rahmen unserer umfangreichen Smart City Aktivitäten.
Darüber hinaus vergessen wir in 2020 ff. nicht die Pflichtaufgaben.
Dazu gehören der Beginn des vierspurigen B29 Ausbau AA-Essingen und die Nordumfahrung von Ebnat, so Gott und das Regierungspräsidium es wollen. Wobei Gott diesbezüglich in Berlin wohnt! In diesem Fall im Bundesverkehrsministerium.
Viele andere Mobilitätsthemen sind kniffliger und benötigen viel Geduld, Überzeugungsarbeit und einen Gleichklang aller politisch verantwortlichen Ebenen im Bund, im Land und auf kommunaler Seite, „sonst geht es in die Hecken“.
Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte in Deutschland zeigen es doch überdeutlich auf: sobald eine politischen Ebene nicht mitmacht, sich querstellt, wird es nichts mit einer zeitnahen Realisierung, dann ziehen Jahrzehnte ins Land und nichts passiert.
Erfreulicherweise wird durch kluge Beschlüsse im Kreistag und im Gemeinderat auch der ÖPNV ab 2020 gestärkt.
Die ursprünglich geplante Linienbündelung mit europaweiter Ausschreibung und dem Zerlegen der Stadtverkehre in Schwäbisch Gmünd und in Aalen ist soweit vom Tisch. Stattdessen kommt ein gemeinsam getragener Vollverbund in der Verantwortung von Kreis und Busunternehmen. Eine Tarifvereinfachung, und dort wo notwendig, auch ein ordentlicher Ausbau des Angebotes. Impulsgeber für ein attraktives Umweltticket waren im letzten Jahr Stadtverwaltung und Gemeinderat. Die Preise für das Umweltticket in Aalen fallen um 25 %. Das gibt es heutzutage nur noch im Baumarkt.
Das neue Umweltticket soll Vorläufer sein für ein 365,- Euro-Ticket. Jeden Tag im Jahr so viel und so lange Busfahrern wie man will - das Auto einfach stehen lassen.
Meine Damen und Herren das sind ganz konkrete Antworten zu Umwelt- und Klimaschutz.
Mein dritter Themenblock umfasst die Wirtschaftsförderung.
Zuvörderst gilt es die Hochschule weiter auszubauen. Alle beneiden uns um die bundesweit forschungsstärkste Hochschule für angewandte Wissenschaften.
2020 gibt es die neuen Forschungsflächen (Rektor Schneider hat es ausgesprochen), dazu der Spatenstich für das Fakultätsgebäude, HS-Kita und studentisches Wohnen, den Spatenstich für das Steinbeis-Transferzentrum und den Spatenstich für ein ganz neues Zukunftsprojekt: Das Zentrum für Datenanalyse und machine learning. Dazu Stiftungsprofessuren und eine Einladung zur „Make Ostwürttemberg“ für den September 2020 hier nach Aalen. Es ist enorm, was wir die letzten 6 Jahre rund um die Hochschule zustande gebracht haben.
Es ist enorm, was wir die nächsten 3 – 4 Jahre noch dazu bekommen werden. Übrigens alles durch harte Arbeit auch verdient. Nichts davon wurde der Hochschule, der Stadt oder Region einfach in den Schoß gelegt.
Zur Wirtschaftsförderung gehört auch zu würdigen, dass die hier ansässigen Unternehmen an den Standort glauben und hier investieren.
So traurig es war, dass die ein oder andere Firma Personal abbauen oder schließen musste, umso mehr sollten wir uns freuen und dankbar sein, wenn positive Schlagzeilen die Wirtschaftsnachrichten dominieren. Zum Beispiel. Fa. Palm: Verdoppelung der Kapazitäten, weltweit die modernste und größte Papiermaschine ab 2022 in Aalen-Unterkochen!
Oder die Firma Iso-Chemie: Verdopplung der Arbeitsplätze in den nächsten Jahren.
Oder die Firma Zeiss: Rekord Umsätze, Rekord- Forschungsausgaben, Rekord-Gewerbesteuerzahlungen und jährlich auf Mitarbeitersuche im dreistelligen Bereich. Ich sage hier gerne allen Unternehmen (und Ihren Belegschaften) einen herzlichen Dank für Ihre Leistung in und für unsere Region.
Meine Damen und Herren, noch eine wichtige Kennzahl für alle Optimisten oder die, die es werden wollen. Allein das geplante und beschlossene Investitionsvolumen von Stadt, Stadtwerke, Wohnungsbau und Eigenbetrieb zusammen addiert, beläuft sich für 2020 und die nächsten Jahre auf jeweils rund 100 Mio Euro – wohlgemerkt pro Haushaltsjahr!
So etwas geht nur, wenn man an die Zukunft glaubt und Zukunft gestalten will. Aktiv - tatkräftig für unsere Region.
Und ich lade Sie alle gerne dazu ein, diese Entwicklung konstruktiv und verantwortungsbewusst zu begleiten. Sie alle sind wichtige Multiplikatoren, die in die Gesellschaft hineinwirken, in alle gesellschaftlichen Bereiche und Schichten hinein, auf Sie kommt es an! Ob mit Mandat in einem politischen Gremium oder als aufmerksame Bürgerin oder aufmerksamer Bürger, die stolz sein können auf ihre Heimat.
Bundespräsident Steinmeier appellierte vor kurzem in seiner Ansprache:
Ich zitiere: „Was die Demokratie braucht, sind selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger – mit Zuversicht und Tatkraft,
mit Vernunft, Anstand und Solidarität.
Es geht vor allem darum, dass wir gemeinsam die Dinge immer wieder zum Besseren wenden….. "
Zwei besondere Persönlichkeiten, die sich mit viel Tatkraft unermüdlich für das Funktionieren von Demokratie und unsere Region und für das Prinzip der Regionalbanken eingesetzt haben, werden ihre wichtigen Funktionen im Jahr 2020 jeweils an ihre Nachfolger übergeben.
Beide heißen Klaus. Einmal mit K, einmal mit C.
Lieber Claus Albrecht, lieber Klaus Pavel: 2020 ist für Euch beide ein besonderes Jahr. Heute gilt es nicht Abschied zu nehmen, jedoch ausdrücklich Danke zu sagen.
Klaus Pavel, seit 24 Jahren umtriebiger Landrat und im 24. Jahr Vorsitzender des Sparkassen-Verwaltungsrates wird gegen Mitte September das Staffelholz übergeben,
Claus Albrecht, Stadtrat, ACA und BdS-Aktiver, wird nach 12 Jahren den Aufsichtsrats-Vorsitz in jüngere Hände übergeben.
Beiden möchte ich – gerne in ihrer aller Namen – ausdrücklich für diese Funktionen danken.
Beide haben schon bessere Rahmenbedingungen für das Geschäftsmodell der Volks- und Raiffeisenbanken, bzw. der Sparkassen erlebt.
Beide haben das jeweilige Institut in der Verwaltungsratstätigkeit makellos durch alle volkswirtschaftlichen Klippen geführt - im Ehrenamt, im Nebenamt.
Beide werden sicherlich die weitere Entwicklung insbesondere die Zinspolitik, mit allen volks- und weltwirtschaftlichen Implikationen beobachten.
Spannend für uns alle bleibt, wann eine überfällige, gesellschaftliche Debatte beginnen mag.
Z. B. die Frage nach dem Ende von unbegrenztem, ja ungezügelten quantitativem Wirtschaftswachstum bzw. dem Ende des Kapitalismus in Reinform. Und die Frage nach dem Stopp von Bevölkerungswachstums auf unserer Erde.
Rein quantitatives Wachstum, bei begrenzten Ressourcen, muss unweigerlich an seine Grenzen stoßen. Und wenn der Bericht des Club of Rome vor 30 Jahren uns schon die konkreten Szenarien beschrieben hat, was bei einem ungezügelten Wachstumsdenken passieren wird, so wird es jetzt Zeit, dass wir mit dem Umsteuern beginnen.
Zum Beispiel dadurch, dass qualitatives Wirtschaftswachstum als neuer Maßstab für wirtschaftlichen Erfolg gewertet wird.
Oder, dass wir regionale Wirtschaftskreisläufe stärken, anstatt unsinnige Logistikaufwendungen weltweit maximieren.
Oder: Recycling als Grundprinzip für alle Stoffkreisläufe einführen, möglichst regional organisiert. Plastikmüll, der hier anfällt, hat am anderen Ende der Welt nichts, rein gar nichts, zu suchen. Und Müll, der erst gar nicht produziert wird, ist bekanntlich der beste Müll.
Prof. Sobek hat uns in seinem Vortrag im Aalener Rathaus vor einem halben Jahr dazu einiges ins Stammbuch geschrieben. Der Deutschland GF Andreas Huber vom Club of Rome kommt zu uns am
13. März ins Rathaus und wird dieser Diskussion sicherlich gute Impulse geben, ebenso wie Prof. Radermacher von der Uni Ulm, ebenfalls Mitglied im Club of Rome.
Damit ist auch schon das kommende Thema zum Studium Generale markiert und beworben: 2020 steht unter der Überschrift Nachhaltigkeit leben/Nachhaltigkeit erleben. Wir hier in der Stadt brauchen keine weiteren Alarmrufe. Wir sind bereits im Umsetzungs- bzw. Lösungsmodus für unseren Beitrag auf diesem, einen Planeten.
Und das Ganze auch gerne in Erinnerung an Erhard Eppler, der die entscheidenden Zusammenhänge zu Klimawandel, Entwicklungspolitik und verantwortungsvollem Handeln bereits vor 50 Jahren dargestellt hat – und sich dafür verkämpft hat!
Und damit bin ich für heute beim letzten „Werbeblock“ angelangt. Afrika, Bevölkerungswachstum, kommunalpolitische Entwicklungspartnerschaft und was wir tun können, ist das aktuelle Thema beim Studium Generale.
Ich lade Sie gerne morgen Abend zum Vortrag seiner Exzellenz,
Dr. Wolter, Dt. Botschafter in Maputo, hier in die Aula ab 18 Uhr ein. Kommen Sie alle morgen wieder oder bleiben Sie am besten gleich da. Es lohnt sich, es geht uns alle an!
Ich bin mir sicher, wenn wir all‘ dieses beherzigen, ja dann nimmt unweigerlich die Anzahl der Pessimisten weiter ab.
Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Jahr 2020.