Der Technische Ausschuss der Stadt Aalen hat am Mittwoch, 7. Dezember 2016 dem Gemeinderat mit großer Mehrheit empfohlen, den Planungen des Stuttgarter Büros Ackermann + Raff mit Gesamtbaukosten von 24,45 Mio. Euro zuzustimmen und den Baubeschluss für den Kulturbahnhof zu fassen. Projektleiter Hellmut Schiefer hat den aktuellen Planungsstand vorgestellt.
„Ich bin froh, dass der Ausschuss ein positives Votum abgegeben hat und hoffe, dass der Kulturbahnhof am 15. Dezember vom Gemeinderat mit großer Mehrheit aufs Gleis gesetzt wird“, erklärte Oberbürgermeister Thilo Rentschler. Er dankte eingangs allen Beteiligten, die bei diesem sehr anspruchsvollen Projekt mitgewirkt haben. „Es ist uns gelungen, mit der Musikschule, dem städtischen Theater, dem genossenschaftlichen Kino am Kocher, den Orchestern und den Veranstaltungssälen unterschiedliche Nutzungen und Interessen unter einem Dach zu vereinen. Für die nächsten Jahrzehnte haben diese Institutionen eine neue Heimstätte und wir schaffen eine nachhaltig gute Lösung. Das Gebäude und das Quartier werden durch diese unterschiedlichen Nutzergruppen mit Leben erfüllt sein. Der Planungsprozess war entsprechend komplex und anspruchsvoll. Der Kulturbahnhof ist ein sehr wichtiger Baustein auf dem Stadtoval und trägt entscheidend dazu bei, dass das Quartier lebendig sein wird. Es schmerzt immer noch, dass durch den Brand historische Bausubstanz vernichtet worden ist. Es ist unser Auftrag, die restliche Bausubstanz des ehemaligen Bahnausbesserungswerkes und Bahnverwaltungsgebäudes zu erhalten.“
Seit der Übernahme des Komplexes von der Firma Aurelis hat sich bereits einiges getan. Vor zwei Jahren war das Areal noch eine düstere Brachfläche mitten in der Stadt. Durch die aufwändigen Entsiegelungsarbeiten und die Kampfmittelfreimessung wurde die Voraussetzung geschaffen, die Grundstücke optimal vermarkten zu können. Entsprechend hoch war die Nachfrage für diese innerstädtischen Baugrundstücke. Aktuell laufen die Erschließungsarbeiten und die Vertragsverhandlungen mit den Investoren. Durch die unterschiedlichen Investoren wird auf dem Stadtoval ein Quartier mit einer ausgewogenen Bebauung entstehen. Ab April 2017 kann mit den ersten Hochbaumaßnahmen begonnen werden. „Es werden von privater Seite rund 250 Millionen Euro investiert und auch die Stadt Aalen muss ihren Beitrag leisten mit der Grünen Mitte, dem Steg über die Bahngleise, den Wegebeziehungen und Unterführungen sowie dem Kulturbahnhof“, betont OB Rentschler.
Projektleiter Hellmut Schiefer von Ackermann + Raff hat die aktuellen Planungen zum Kulturbahnhof vorgestellt und die Bedeutung des Projektes für das ganze Areal betont. „Der Kulturbahnhof sitzt mitten im Areal, direkt angrenzend an die Grüne Mitte, neben dem geplanten Hotel und in der Nähe des Stegs über die Bahngleise. Er wird das Aushängeschild und Markenzeichen für das Stadtoval sein. Dadurch wird die Identität des Ortes und der Bezug zur Eisenbahngeschichte bewahrt.“
Darin werden Veranstaltungsflächen geschaffen für 200 bis 300 Personen, die in Aalen bislang Mangelware sind. Das Foyer wird multifunktional nutzbar sein, ebenso die Räume des Kinos am Kocher. Über einen Bistro- und Cafébereich wird die Verpflegung der Theater- und Kinobesucher sowie die Bewirtschaftung der Außenbereiche gewährleistet. Der Theatersaal über zwei Geschosse ist ein multifunktionaler abdunkelbarer Raum mit einer flexiblen Bühne, um klassisches Theater, aber auch Gastspiele, Kleinkunst, Comedy oder Konzerte jeglicher Art zu ermöglichen. Auf der Gebäuderückseite ist ein Biergarten möglich oder Freilichttheater im Sommer. Der Vorplatz kann für ein Open Air Konzert oder auch als Festplatz genutzt werden. Die Fassade bleibt weitgehend erhalten, die neue Konstruktion des Gebäudes wird innerhalb der alten Mauern aufgebaut, da die Bestandswände nicht belastet werden können. Die alten Fensterbögen auf der Platzseite werden wiederhergestellt, auf der Bahnseite sind sie noch erhalten.
Es sei hoch spannend und faszinierend, wie sich die Planungen nun konkretisiert hätten, erklärt OB Rentschler. „Alle relevanten Fakten liegen auf dem Tisch, das Projekt ist bestens vorbereitet. Mit Hilfe des Gemeinderats, der Nutzer und Anregungen aus der Bürgerschaft sind die Grundlagen geschaffen, um eine Entscheidung zu treffen.“
Aufgrund der Bedeutung des Projekts wird unter der Leitung von Bürgermeister Karl- Heinz Ehrmann ein nichtöffentlicher Bauausschuss mit Vertretern aus Verwaltung und Gemeinderatsfraktionen sowie zukünftigen Nutzern, Architekturbüro und Fachingenieuren gebildet.
Die Finanzierung des Kulturbahnhofs erfolgt im Haushaltsplan 2016 mit 1 Mio. Euro, im Haushaltsplan 2017 mit 2 Mio. Euro sowie in der mittelfristigen Finanzplanung eingestellten Mitteln von 11 Mio. Euro im Jahr 2018, 7 Mio. Euro im Jahr 2019 und 3,17 Mio. Euro im Jahr 2020.