Über 200 Ehrenamtliche aller gesellschaftlicher Schichten und Aktivitäten
„Sie alle sind Vorbilder, die sich für unsere Gemeinschaft hier vor Ort einsetzen. Sie haben es allesamt verdient, geehrt und ihre Arbeit gewürdigt zu werden. Sie schaffen unermesslich und unbezahlbar viel für unsere Stadt“, sagte OB Thilo Rentschler in Richtung der über 200 Ehrenamtlichen aus allen Bereichen der Gesellschaft. Sie hatte die Stadt am 5. Dezember ins Foyer des Rathauses eingeladen, um den Tag des Ehrenamts feierlich zu begehen.
Ihm sei ein Anliegen, eine Mischung aus Alt und Jung, Kultur und Sport, Sozialem und dem vielfältigen Vereinsleben „hier ein Forum zu bieten, bei dem man sich über die ehrenamtlich geleistete Arbeit zum Wohle der Gemeinschaft austauschen kann“, sagte Rentschler bei seiner Begrüßung. Wichtig sei ihm bei ehrenamtlichem Tun, dass „man für etwas einsteht, anstatt nur gegen etwas zu sein“. Denn ohne freiwilliges Engagement sei Demokratie schlicht nicht möglich, erklärte Rentschler.
Bürgerschaftliches Engagement ist für das Stadtoberhaupt immer real – „da gibt es kein 4.0!“ Er erinnerte mit Blick auf die Kommunal- und Europawahl im kommenden Jahr an die dunkle Zeit der Gleich-schaltung in den 1930er Jahren. „Helfen Sie mit, dass es keine Protestwahlen gibt und der Extremismus in Europa zunimmt. Extreme Positionen und bürgerschaftliches Engagement passen nicht zusammen“, sagte Rentschler.
Dass bei ehrenamtlicher Tätigkeit das Staffelholz zwischen den Generationen weitergegeben wird, manifestierte sich an den Redebeiträgen. Neben OB Thilo Rentschler hielten Landtagsvizepräsident a.D. Dr. Alfred Geisel sowie Paul Schühle, 17-jähriger Schülersprecher des Kopernikus-Gymnasiums Wasseralfingen, mitreißende Reden. Während Geisel die ehrenamtlichen Aktivitäten eher aus globaler Sicht beleuchtete und interpretierte, setzte sich Schühle mit dem alltäglichen Kommunikationsverhalten seiner Generation auseinander.
Dr. Geisel, Vorsitzender des Vereins „Gegen Vergessen – für Demokratie“, gab die Prämisse ehrenamtlichen Engagements mit einem Goethe-Zitat vor: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt“, sagte er. Geisel hob hervor, dass weltweit 150 Millionen Menschen engagiert unentgeltlich für etwas arbeiteten – in Deutschland seien es alleine rund 23 Millionen Bürger. Sie erwirtschafteten 1,1 % des globalen Bruttoinlandsprodukts. Und Geisel nahm Anlehnung an den Philosophen Perikles: „Wer an den Dingen der Stadt keinen Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein schlechter Bürger“, sagte er.
Eine weitere Ableitung sozialen und ehrenamtlichen Tuns finde sich neben der kommunalen Belange als Triebfeder in der christlichen Tradition begründet. „Das Ehrenamt hat eine immense Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie das Funktionieren eines Gemeinwesens. Als Beispiele nannte Geisel Hilfsorganisationen, Vereine, aber auch Bürger, die Flüchtlingen zur Seite stünden. „Ich spreche Ihnen für Ihre aktive Teilhabe meinen Dank und Anerkennung aus. Damit ermöglichen Sie eine freiheitliche und zukunftsorientierte Demokratie“, sagte Geisel.
Zocken, You Tube, Instagram oder doch etwas „Analoges“ sei bei der jungen Generation häufig die Frage, wenn es um Freizeitgestaltung ginge, betonte Paul Schühle in seiner erfrischenden Reflexion. Es gebe durchaus Alternativen zur digitalen Welt – nicht nur in der Kommunikation miteinander, sondern auch im täglichen Handeln. Er sehe bereits heute zwischen seinem Tun und dem eines Fünftklässlers einen großen Unterschied. „Jugendlichen muss aber auch Gelegenheit gegeben werden, sich ehrenamtlich zu engagieren. Gerade in einer digital dominierten Welt ist die Gemeinschaft das wichtigste Gut. Für eine soziale Ausprägung dieser Wertegemeinschaft lohnt es sich zu kämpfen“, betonte Schühle. „Mit jedem Mann, zu jeder Zeit und an jedem Ort“, unterstrich der KGW-Schülersprecher eindrücklich.
Die Feier wurde umrahmt vom Gitarrenensemble der Musikschule Aalen unter der Leitung von Neven Sulic. Für das leibliche Wohl sorgte die Schülerfirma der Hermann-Hesse-Schule.