Vom 24. bis 27. April 2019 weilte eine siebenköpfige städtische Delegation unter Leitung von OB Thilo Rentschler in Aalens Partnerstadt Antakya/Hatay.
Nachdem der Bürgerkrieg in Syrien aus den Weltnachrichten verschwunden ist, berichteten die Delegationsteilnehmer aus erster Hand von der Situation im türkisch-syrischen Grenzgebiet. „Es braucht jetzt eine Aufbauleistung ziviler Infrastruktur in Syrien, damit die Flüchtlinge aus der Türkei zurück in ihre Heimat können. Dazu ist aber ein Sicherheitskorridor notwendig“, sagte OB Thilo Rentschler. Mit dabei in Antakya/Hatay waren die vier Stadträte Peter Peschel (CDU), Doris Klein (Bündnis 90 / DIE GRÜNEN), Petra Pachner (SPD) und Roland Hamm (DIE LINKE) sowie der ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende im Land, Claus Schmiedel.
Nach den spannenden Kommunalwahlen in der Türkei am 31. März 2019 wurden Gespräche mit dem wiedergewählten OB von Antakya/Hatay, Dr. Lütfü Savas, dem neuen Gouverneur der Provinz Hatay, Vali Rahmi Dogan, dem Landrat Fatih Cobanoglu, dem Parlamentsabgeordneten, Mehmet Güzelmansur (CHP) und weiteren Vertretern aus dem Kultusministerium und anderen Organisationen geführt.
In der türkisch-syrischen Grenzregion Hatay herrscht weiterhin eine schwierige Flüchtlingssituation vor, unter der vor allem Kinder und Jugendliche leiden. Die mit Spendengeldern aus Aalen und dem Land Baden-Württemberg gebaute Schule für syrische Flüchtlingskinder in Reyhanli wurde von der Delegation besichtigt. Dort wurden Bücher für die Bibliothek, Schreibutensilien sowie Trikots des VfR Aalen an die Schüler verteilt. „Der zweischichtig abgehaltene Schulbetrieb funktioniert. Wir wollen mit dem restlichen Spendengeld bei der Schule eine kleine Mehrzweckhalle bauen, damit auch Mädchen Sport treiben können“, informierte OB Thilo Rentschler.
Die vier in der Reisedelegation vertretenen Fraktionen CDU, B‘90/Die Grünen, SPD und Die Linke/pro Aalen wollen einen interfraktionellen Antrag erarbeiten, wonach der Verein „Ozean der Hoffnung“ syrische Flüchtlingskinder, die in Antakya auf der Straße leben, für zwei Jahre Unterstützung aus Aalen erhalten soll. „Für die unbegleiteten Jugendlichen, die auf der Straße leben, sind Bildungs- und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten wichtig, um nicht in Kriminalität abzugleiten“, erläuterte Roland Hamm. Er hatte die Kontakte zum Verein hergestellt.
Wie bei dem 2015 initiierten Schulprojekt für syrische Flüchtlingskinder könnten die Städte Antakya/Hatay und Aalen erneut eine Vorreiterrolle beim bürgerschaftlichen Engagement übernehmen. „Es ist notwendig, über Hilfe eine stabile Ordnung in Syrien zu ermöglichen. Die Zeit für die Diplomatie ist gekommen. Ziel muss sein, die zivile Infrastruktur in Syrien wieder herzustellen“, erklärte Claus Schmiedel, der das Schulprojekt in Reyhanli von Beginn an mitbegleitet hat.
Dazu soll ein abgestimmter Brief der beiden Oberbürgermeister Antakyas/Hatays und Aalens an Bundesaußenminister Heiko Maas gehen. Darin wollen Thilo Rentschler und Dr. Lütfü Savas die Situation im türkisch-Syrischen Grenzgebiet beschreiben. Deutschland ist bis Ende 2020 Mitglied im UN-Sicherheitsrat.
„Ich war beeindruckt von den handwerklich-künstlerischen Fähigkeiten der Schüler, die an der Schule in Reyhanli mit einfachsten Mitteln Kunstwerke hergestellt haben“, sagte Peter Peschel. Den Besuchern aus Aalen sei hohe Wertschätzung entgegengebracht worden. Für Doris Klein ist klar, dass der Fokus weiter auf die syrischen Flüchtlinge gerichtet werden muss. „Bereits die Schuleröffnung vor drei Jahren war bewegend. Jetzt zu sehen, wie auch der Sportplatz ständig belegt ist, war für unsere Hilfsbemühungen eine große Bestätigung“, sagte Doris Klein.
„Bildung ist für Integration immens wichtig. Deshalb befürworte ich den Bau der Mehrzweckhalle, um auch Mädchen Schulsport zu ermöglichen“, sagte Petra Pachner. Sie sei beeindruckt von der Dankbarkeit der Flüchtlinge. Roland Hamm wies auf die Spannungen in der Gesellschaft Antakyas hin. „Durch die vielen Flüchtlinge herrscht eine angespannte Situation. Wenn wir einen Beitrag zur Entschärfung liefern, stärkt das die Städtepartnerschaft mit Antakya“, sagte er.