Baukultur prägt die baulich-räumliche Entwicklung und Gestaltung von Städten und Dörfern, sie steht für die Identität und Historie eines Ortes.
In diesem Jahr hat die Stadt Aalen zum ersten Mal den Sonderpreis Baukultur ausgelobt. Dafür konnten sich zwischen dem 1. Juni und 31. Juli 2022 Bauherren bewerben, die in den letzten zehn Jahren ein Wohngebäude umfassend modernisiert haben und somit zur Stärkung der Innenentwicklung, zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung und zur ressourcensparenden Wohnraumschaffung beigetragen haben. Es wurden vorbildhafte, innovative und qualitativ hochwertige Gebäudemodernisierungen gesucht. Die Preisträger wurden am 1. Dezember 2022 bei der feierlichen Preisverleihung ausgezeichnet:
1. Preis:
Samlandstraße 11
Bauherr: Rolf Klingler
Architekt: Architekten.Widmaier.Seibert
Das Gebäude Baujahr 1962 wurde mittels einer Aufstockung im Inneren und Äußeren in den Jahren 2016 bis 2018 durch behutsame Überformung und Modernisierung unspektakulär, aber anspruchsvoll aufgewertet. Die städtebauliche Einbindung mit Parkierung, Zugang und Freiraumgestaltung bleibt im zurückhaltenden Kontext. Formensprache, Farbgebung und Materialwahl führen zu einem Erscheinungsbild aus einem Guss. Im Inneren entstehen durch relativ wenige Eingriffe qualitätsvolle Räume für zeitgemäßes Wohnen, die mit Bezug zum Außenraum entwickelt werden. Die energetische und ökologische Wertigkeit wird zum einen durch eine kompakte Kubatur erzielt, zum anderen wurden die Außenhülle und die haustechnischen Anlagen den heutigen Anforderungen entsprechend ausgeführt. Die Baumaßnahme stellt einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Anpassung älterer Bausubstanz an heutige Erfordernisse dar. Hervorzuheben ist die gelungene architektonische Gestaltung durch reduzierte Formensprache und sorgfältig ausgearbeitete Details.
2. Preis:
Mauerstraße 13
Bauherren: Manuela und Frank Weinschenk
Architekt: Frank Weinschenk
Das Projekt Baujahr 1935 modernisiert 2012-2015 zeichnet sich städtebaulich dadurch aus, dass die Körnigkeit, die auch in der Umgebung gegeben ist, erhalten bleibt. Das ursprüngliche Gebäudevolumen wird erhalten und bleibt weiterhin zum Straßenraum erlebbar. Ergänzt wird diese Kubatur durch einen Anbau moderner Formensprache, der klar ablesbar durch eine Fuge angegliedert wurde. Der regenerative Baustoff Holz ist der wichtigste Baustoff der Projekts: Anbau aus Vollholz, Holzfaserdämmung für die Isolierung. Die innere Gestaltung der Grundrisse wurde den heutigen Wohnverhältnissen angepasst. Durch großzügige Öffnungen wird eine Verbindung mit dem Freiraum geschaffen und zusammen mit dem Holzdeck entsteht ein fließender Übergang zwischen Innen und Außen. Durch ökologische Maßnahmen wie die Dachbegrünung des Flachdachs, Dämmung, Solarthermie und Energiespeicher entsteht moderner Wohnraum für eine junge Familie. Der Lösungsansatz zeichnet sich durch einen feingliedrigen Anbau aus, der das alte kleine Haus weiter überliefert. Dabei wurde im Altbaubereich die historische Lochfassade mit historischen Fensterläden zu Gunsten neuer größerer Fensteröffnungen aufgegeben.
3. Preis:
Zebertstraße 49
Bauherren: Judith und Johannes Kimling
Architekt: Liebel Architekten
Das vorliegende Projekt mit dem Baujahr 1955 wurde von 2018 bis 2022 umgebaut und modernisiert. Das Dachgeschoss wurde erhöht und ausgebaut und mit einer Gaube ergänzt. Die ursprünglichen Formgebungen des Hauses wurden reduziert, die ortsbildprägenden Bauteile hervorgehoben. Aus einer einfachen Putzfassade wurde nach der umfassenden Modernisierung eine strukturgebende Holzfassade inklusive der Holzständerbauweise mit Holzfaserdämmstoff im Wandaufbau. Das Projekt überzeugt durch das zurückhaltende und sensible Einfügen in das vorhandene Ensemble aus den 50er und 60er Jahren. Historische ortsbildprägende Elemente wie Dach, Dachneigung und Kubatur bleiben weitgehend erhalten. Vor allem durch die neue ökologische Materialwahl hebt sich das Gebäude subtil aus der Reihe hervor. Die innere Gestaltung lässt mehr Wohnraum zu und durch die Fassadenöffnungen, die großzügigen Fenster, wird die Verbindung nach außen deutlich herausgestellt und über eine zusätzliche Terrasse im Freiraum ergänzt. Dadurch wird der Wohnraum heller und freundlicher. Hervorzuheben gilt wie ganz selbstverständlich, dennoch neu und einprägsam, das Gebäude im öffentlichen Raum wirkt.
Informationen zu Fördermöglichkeiten bei umfassenden Modernisierungen oder Ausbauten von Dachgeschosswohnungen erhalten Sie unter aalen.de/innen