Suche schließen

Schubart-Literaturpreis 2025

Der Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen geht in diesem Jahr an Christoph Peters. Der 1966 in Kalkar geborene Schriftsteller erhält den mit 20.000 Euro dotierten Literaturpreis für seinen brandaktuellen und politischen Roman „Innerstädtischer Tod“ (Luchterhand). Mit dem Schubart-Förderpreis 2025 wird Grit Krüger für ihren raffinierten und sprachlich unkonventionellen Roman „Tunnel“ (Kanon) ausgezeichnet. Der mit 7.500 Euro dotierte Förderpreis wird von der Kreissparkasse Ostalb gestiftet. Die Preisverleihung findet am Samstag, 3. Mai, im Kulturbahnhof KUBAA in Aalen statt.

Hauptpreis geht an Christoph Peters für „Innerstädtischer Tod“

Auf dem Bild ist Schubart-Literaturpreisträger 2025 Christoph Peters zu sehen.
Schubart-Literaturpreisträger 2025 Christoph Peters (© Peter von Felbert)

Nichts weniger als den Roman zur Stunde hat der Schriftsteller Christoph Peters geschrieben: „Innerstädtischer Tod“ ist der dritte Teil einer Trilogie, die unserer Gegenwart in all ihrer Widersprüchlichkeit einen literarischen Spiegel vorhält. Ausgehend von einem jungen Installationskünstler, einem erfolgreichen Galeristen und einem Vertreter der Neuen Rechten entfaltet Peters ein spannungsreiches Ensemble, das in seiner Vielstimmigkeit wie eine meisterhafte synkopische Symphonie der Großstadt Berlin und der erhitzten Diskurse der Zeit klingt. Jede der Figuren ist auf Sinnsuche, jede vertritt ihre individuelle Wahrheit. Die kulturellen, politischen und emotionalen Reibungen, die das Aufeinandertreffen dieser Antagonisten innerhalb eines kurzen Zeitraums verursacht, verwandelt Christoph Peters in welthaltige Literatur, die kunstvoll, kenntnisreich und fokussiert die Knackpunkte und das Knirschen unserer Zeit einfängt. Eine hinreißende Neuvermessung der Gegenwart, die trotz des großen Phantasiereichtums einen durchaus dokumentarischen Charakter hat – getragen von einem kritischen und provokanten Blick, ganz im Geiste des Namensgebers des Preises.

Förderpreis der Kreissparkasse Ostalb für Grit Krügers Romandebüt „Tunnel“

Auf dem Bild ist Schubart-Literaturpreis 2025 Förderpreisträgerin Grit Krüger zu sehen.
Schubart-Literaturpreis 2025 Förderpreisträgerin Grit Krüger (© Felix Grünschloß)

Preiswürdige Bücher beziehen ihre Qualität daraus, dass sie sich den Zuordnungen, die man zu ihrer Beschreibung braucht, immer auch entziehen. Grit Krügers Romandebüt „Tunnel“ ist eine Prekariatsgeschichte, die alle damit verknüpften Erwartungshaltungen auf so eigenwillige wie fantastische Weise unterläuft, beziehungsweise untertunnelt. Ihre Figuren treten heraus aus dem anonymen Licht von Armutsstatistiken: Mascha Heerdmann, eine alleinerziehende Mutter, und ihr Kind, dazu der Tröster, ein am Rand der Obdachlosigkeit entlangschrammender ehemaliger Seemann, schließlich noch der lichtscheue Rentner Tomsonov irgendwo aus dem Osten, der sich im Tagebau kaputtgeschuftet hat und nun in einem Pflegeheim gestrandet ist. Was Krüger mit ihnen aufführt, sprengt alle Zwangsläufigkeiten, die ihnen vorgezeichnet sein könnten: Weder spielen sie Sozialmiseren nach, noch führen sie munter vor, wie man sich dagegen behaupten könnte. Sie graben einen Tunnel und suchen ihren eigenen Weg, durch Tagträume und präzise verfremdete Miniaturen des sozialen Lebens, in denen das Netz aus Metaphern, Vorstellungen und Zeichen die auffängt, die aus allen Bezügen gefallen sind.

Jury des Schubart-Literaturpreises ist hochkarätig besetzt

Vergeben wird der Schubart-Literaturpreis von einer hochkarätig besetzten Jury, bestehend aus Literaturredakteurin Tilla Fuchs (SR2 Kulturradio Saarbrücken), 
Dr. Stefan Kister (Kulturredakteur der Stuttgarter Zeitung), Anne-Dore Krohn (Literaturkritikerin, Berlin), Denis Scheck (Literaturkritiker und Übersetzer, Köln), Michael Weiler (Oberstudiendirektor a.D., Aalen) und Miriam Zeh (Literaturredakteurin bei Deutschlandfunk Kultur, Berlin). Nach der Preissitzung Mitte Februar dankte Oberbürgermeister Frederick Brütting dem Gremium: „Die Schubart-Jury hat wieder einmal hervorragende Arbeit geleistet“, so der OB. „Ich freue mich über die beiden von der Jury ausgezeichneten Romane. Grit Krüger und Christoph Peters diskutieren darin gekonnt wichtige Fragen unserer Zeit. Wie der Namensgeber unseres Preises treten auch sie ein für die Freiheit des Wortes und zeichnen soziale Ungerechtigkeiten nach. Ich bin schon sehr gespannt auf ihre Reden bei der Preisverleihung“.

Literat, Journalist und Komponist - Christian Friedrich Daniel Schubart

Die Stadt Aalen verleiht den Schubart-Literaturpreis bereits seit 1956 im zweijährigen Turnus. Dieses Jahr wird die Auszeichnung zum 32. Mal verliehen. Der Preis wird vergeben für herausragende literarische Leistungen im Geist des freiheitlichen und aufklärerischen Denkens von Christian Friedrich Daniel Schubart. (*1739 +1791). Der Literat, Journalist und Komponist erlebte seine Jugendjahre in der Reichsstadt Aalen. Sein Lebenswerk war die Herausgabe der Deutschen Chronik, einer zweimal wöchentlich erscheinenden Zeitung voller literarischer, kultureller und tagespolitischer Berichte. Mit seiner Lebensweise und seinem Freiheitsdrang verstieß Schubart gegen die Konventionen seiner Zeit. Er war für seine politische Kritik und leidenschaftliche Schreibweise bekannt. Als früher Vertreter einer engagierten Publizistik setzte er sich für Meinungsfreiheit und gegen absolutistische Herrschaft ein. Schubart ist Vorreiter für eine politisch engagierte Literatur, die sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie einsetzt.

Das schubartsche Erbe in Aalen

Die Stadt Aalen setzt sich in vielfältiger Weise für die Bewahrung des schubartschen Erbes ein. 
Die Stadt ist engagiertes Mitglied der Schubart-Gesellschaft, die seit ihrer Gründung 2019 all jene versammelt, die „sich dem vielseitigen Werk von Christian Friedrich Daniel Schubart sowie der Literatur, Musik, Rhetorik und Publizistik verbunden fühlen und ihre Bedeutung der Allgemeinheit vermitteln wollen“. 
In diesem Sinn finden – organisiert von der Stadt - regelmäßig Literaturveranstaltungen statt, die sich dezidiert mit dem Freigeist des 18. Jahrhunderts beschäftigen. So jedes Jahr zum Jahresbeginn Vorträge, Lesungen oder musikalische Abende in der Aalener Traditionsgaststätte „Bierhalle“, ein Gasthaus, in dem sich bereits Schubart sehr gerne aufgehalten hat. 

Die drei jahrgangsbesten Schülerinnen oder Schüler der drei Aalener Gymnasien erhalten jedes Jahr den Schubart-Abiturpreis verliehen.  Ausschlaggebend ist dabei der Durchschnitt in den Fächern Deutsch, Gemeinschaftskunde, Geografie, Musik und Kunst. Mit diesem Preis soll Schubarts Vermächtnis in die kommenden Generationen weitergetragen werden. 
Mit Literaturreihen wie „wortgewaltig“ oder der neuen Lesereihe „KonTexte“ werden, flankierend zum Schubart-Literaturpreis, Autorinnen und Autoren für Lesungen und Diskussionen nach Aalen eingeladen. 

INFO

Mehr Informationen zum Schubart-Literaturpreis sowie KonTexte gibt es unter www.aalen-kultur.de

Preisträgerinnen und Preisträger des Schubart-Literaturpreises waren unter anderem:

Julia Schoch (2023);  Monika Helfer (2021); Daniel Kehlmann (2019); Saša Stanišić (2015); Katja Petrowskaja (2015); Jenny Erpenbeck (2013); Peter Schneider (2009); Friedrich Christian Delius (2007), Uwe Timm (2003), Robert Gernhardt (2001), Alice Schwarzer (1997), Ralph Giordano (1995) und Peter Härtling (1974)

© Stadt Aalen, 26.02.2025