Bisher dreht sich beim Testen alles um Schüler*innen und Lehrer*innen. Nun haben sich der Ostalbkreis und die Kommunen zusammengesetzt.
Es gibt Corona-Schnelltests für Lehrkräfte, Erziehende, Schülerinnen und Schüler und mittlerweile auch den sogenannten Bürgertest. Kinder unterhalb des Grundschulalters fallen jedoch bislang durch das Raster und sind in keiner Teststrategie enthalten. Angesichts der dynamischen Entwicklung in den Kindertageseinrichtungen im Ostalbkreis hat sich Landrat Joachim Bläse in einer Video-Schalte am 23. März mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern darauf verständigt, auch in den Kitas Pilot-Testungen auf freiwilliger Basis durchzuführen.
Kennzahlen aus der Corona-Statistik des Ostalbkreises belegen eine Zunahme der Fallzahlen bei Kindern bis vier Jahre und den Fünf- bis Neunjährigen. Diese liegen mittlerweile auf dem Niveau der Altersklassen zwischen 50 und 60. Aus diesem Grund sieht der Kreischef den dringenden Bedarf, eine Teststrategie für die Kitas zu entwickeln: „Noch können wir zwar argumentieren, dass in den letzten drei Wochen ,nur' in 30 Kitas Infektionen aufgetaucht sind, was angesichts von rund 270 Einrichtungen im Kreis nicht viel zu sein scheint. Auffällig ist jedoch die rapide Zunahme in immer kürzerer Zeit.“
Erfahrungen mit Schnelltests von Kitakindern gibt es bislang nicht. Deshalb will man sich im Ostalbkreis jetzt anhand des Schwäbisch Gmünder Testversuchs ein Bild machen. Dort werden ab sofort Kitas mit Schnelltests, die für die Selbsttestung in der Nasenmuschel geeignet sind, ausgestattet. Ausprobiert werden zwei Wege: In einem Teil der Einrichtungen sollen Eltern bei ihren Kindern morgens vor Ort in der Kita den Test durchführen. In anderen Kitas erhalten Eltern den Test für zuhause und sollen diesen vor dem Aufsuchen des Kindergartens durchführen - beide Varianten natürlich auf freiwilliger Basis.
Kreis und Kommunen erhoffen sich von diesem Versuch Aufschluss über die praktische Durchführbarkeit, vor allem was die Akzeptanz bei den Eltern und die Toleranz von Kleinkindern bei regelmäßigen Testungen betrifft, sowie die Positiv-Quote. Mit den Testungen sollen möglichst viele Kinder, die zwar infiziert sind, aber keine Symptome haben, identifiziert werden, bevor sie die Infektion in die Kita tragen können.
Außerdem wurde in der Video-Schalte beschlossen, ab sofort Kinder mit leichten Erkältungssymptomen - sogenannte Schnupfenkinder - nicht mehr in den Kitas zuzulassen. Dies war bislang noch möglich. Die Städte und Gemeinden werden ihre eigenen Einrichtungen und diejenigen in kirchlicher oder freier Trägerschaft informieren.
Darüber hinaus wurde vereinbart, dass die Träger der Einrichtungen alle Beschäftigten in Kitas auf die Verpflichtung zum Tragen einer Maske hinweisen, sofern sie nicht unmittelbar am Kind arbeiten. Für eine darüber hinausgehende Maskenpflicht, mit der im Falle einer Infektion bei Erziehenden der Kreis der Kontaktpersonen mit Quarantänepflicht kleiner würde, fand sich kein Konsens.
Wie das Gesundheitsamt bei Corona-Fällen in Kitas feststellt, werden auch trotz anderslautender Empfehlungen immer noch Kitagruppen durchmischt oder es werden Erziehende in mehreren Gruppen oder gar Einrichtungen eingesetzt. Da dies bereits zu Schließungen von ganzen Kitas geführt hat, hat man sich darauf verständigt, die Träger anzuhalten, dies unverzüglich zu unterbinden.
„Für regelmäßige und anlasslose Testungen von Kita-Kindern gibt es derzeit keinerlei Vorgaben oder Verpflichtungen. Wir setzen bei den Eltern auf Freiwilligkeit und hoffen auf eine rege Teilnahme, um Infektionen nicht über die Kitas und die Familien weiterzutragen“, so Landrat Bläse, der weitere Pilotversuche in Kommunen begrüßt. „Zusammen mit den Selbsttest-Pilotversuchen an 38 Schulen in 22 Kommunen und dem laufend größer werdenden Testnetz im Landkreis erhoffen wir uns, dass Schulen und Kitas möglichst offen bleiben können. Dies ist wichtig, um unsere Kinder und Jugendlichen vor psycho-sozialen Problemen und einem Bildungsverlust zu schützen.“
Bläse betont, dass die vereinbarten Maßnahmen trotz Inzidenz über 100 vom Kreis noch nicht amtlich angeordnet wurden und setzt auf die Kooperation der Beteiligten. „Eine förmliche Anordnung von weitergehenden Maßnahmen - nicht nur für Kitas, sondern auch für andere Lebensbereiche - können wir je nach Entwicklung der Infektionslage aber leider nicht völlig ausschließen.“