Baukultur geht alle an. Um dafür mehr gesellschaftliches Bewusstsein zu schaffen und vor allem eine nachhaltige Qualität in der Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung aufzuzeigen veranstaltet die Stadt Aalen in Zusammenarbeit mit der Architektenkammergruppe Aalen seit einigen Jahren eine Vortragsreihe. Denn wie wir Städte wahrnehmen, hängt von den persönlichen Erfahrungen, unserem Wissen über Städte, die Wohnumgebung, unserer Geschichte, aber auch vom gesellschaftlichen Kontext ab. Es spricht vieles dafür, dass sich das Bild der Städte verändert hat und sich die Erwartungen an die Städte gewandelt haben. Keine andere „Kunst“ beeinflusst im weitesten Sinne das Bild von Städten so sehr wie die Architektur. Aber wo steht die Architektur heute? Welche Entwicklungen brauchen Städte? Wie wirken sich Veränderungen im öffentlichen Raum auf das Leben in der Stadt aus? Nach einer jahrhundertelangen Geschichte des Bauens, sollten wir an die Vergangenheit anknüpfen oder verschließen wir uns dabei neuen Zukunftsperspektiven?
Keine Frage: Sensibilität ist gefordert, um das zu Bauende in den gewachsenen Kontext einzufügen. Aber welches Maß an Sensibilität ist sinnvoll? Müssen Gebäude sich dem Stadtbild anpassen oder darf die Architektur auch über die Stränge schlagen? Für die Planer besteht die Aufgabe darin auf diesem Grad die Balance zu halten. Was ist gut? Was bleibt? Was kann weg? Was muss neu überdacht werden? Wie kann das Neue in den Bestand aufgenommen werden?
Die Stadt Aalen sowie die Architektenkammergruppe Aalen freuen sich, am Freitag, den 27. Februar 2015 den renommierten Architekten Arno Lederer um 19 Uhr im Rathaus (kleiner Sitzungssaal) zum Thema „Müssen Häuser sich benehmen?“ begrüßen zu können.
Der in diesem Jahr stattfindende Vortrag zur Themenreihe „planen, bauen, wohlfühlen in Aalen“ versucht Antworten zu liefern, wie Altes bewahrt und zeitgenössisch erweitert, ergänzt oder umgebaut werden kann. Dabei muss, wie der diesjährige Referent eindrucksvoll zeigen wird, der Rückgriff auf vergangene architektonische Codes nicht immer auch einen Rückschritt bedeuten. Nicht nur die Suche nach einer räumlichen Identität, sondern auch nach Gebäuden mit einem eigenen Charakter, die im Kontext mit ihrer Umwelt stehen, treibt Arno Lederer und sein Büro LRO, Lederer + Ragnarsdótir + Oei an. Das mehrfach ausgezeichnete Stuttgarter Büro geht dabei nicht den Weg der Nachahmung oder Konservierung, sondern versucht die Eigenständigkeit von Architektur mit dem bestehenden Bild der Stadt zu vereinen.
Arno Lederer, Jahrgang 1947, studierte an der Universität Stuttgart und an der Technischen Universität Wien Architektur und machte sich nach seiner Arbeit in diversen Planungsbüros 1979 selbständig. Seit 1985 besteht die Bürogemeinschaft mit der Architektin Jórunn Ragnarsdóttir, seit 1992 mit dem dritten Partner Marc Oei. Arno Lederer lehrte an der Hochschule für Technik in Stuttgart und an der Universität Karlsruhe Baukonstruktion, Entwerfen und Gebäudelehre. Er hatte und hat verschiedene Gestaltungs- und Beiratstätigkeiten inne, derzeit wirkt er im Gestaltungsbeirat Dom-Römer-Areal, Frankfurt am Main mit.
„Das Architekturbüro hat es sich zur Aufgabe gemacht,. aus unserer viertausendjährigen Baukultur Rückschlüsse zu ziehen und zu lernen, ohne dabei einem Historismus zu verfallen. Qualitäten bestehender Bauten werden hinterfragt und in eine moderne Formensprache überführt.“ Wir dürfen auf die Ausführungen hierzu von Herrn Prof. Arno Lederer gespannt sein und freuen uns, wenn sich viele Aalener für den Vortag interessieren.