Auf Einladung der Stadt Aalen hält der Zeiss-Vorstandschef im Rathaus Vortrag und plädiert für technologiefreundliche Grundhaltung
Prof. Dr. Michael Kaschke hat die Zeiss-Unternehmensgruppe als Vorstandsvorsitzender technologisch wie wirtschaftlich gut positioniert. „Als Vorsitzender des Hochschulrats der Hochschule Aalen fördert und fordert er die Region und ihre Entscheidungsträger. Das sorgt für eine prosperierende Hochschule“, sagte OB Thilo Rentschler bei der Begrüßung. Rund 200 Zuhörer kamen auf Einladung der städtischen Wirtschaftsförderung ins Rathaus, um vom Zeiss-Vorstandsvorsitzenden zu hören, wie erfolgreiches Innovationsmanagement angepackt wird.
Rentschler lobte die vielen gesellschaftlichen Impulse, die Zeiss in der Region gibt. „In persönlichen Gesprächen artikulieren Sie deutlich, wie gute Rahmenbedingungen den wirtschaftlichen Erfolg befeuern können. Bei Zeiss ist dies in Verbindung mit bahnbrechenden Innovationen gelungen, wie an den Hunderten jüngst neu geschaffenen Arbeitsplätzen abzulesen ist“, sagte Rentschler.
Prof. Dr. Michael Kaschke warb dafür, technologische Entwicklung positiv zu besetzen und einer grassierenden Technologiefeindlichkeit energisch entgegenzuwirken. „Zeiss hat sich in den vergangenen 170 Jahren durch Diversifizierung entlang von Technologielinien weiterentwickelt. Der zeitliche Verlauf einer Innovationskurve muss für jede neue Technologie genau analysiert werden. Sehr viele von Zeiss erarbeitete neue Technologien bewegen sich derzeit entlang der Hype-Kurve“, erläuterte er. Start-ups mit neuen Ideen fielen in Deutschland häufiger als anderswo ins „tiefe Tal der Enttäuschung“. Auf den „Pfad der Erleuchtung und des unternehmerischen Erfolgs zurückzukehren, sei häufig nicht einfach. Und: Kaschke sprach sich für das Setzen von staatlichen Rahmenbedingungen, aber gegen direkte Investitionen des Staates in Forschungsfelder ein. Damit widersprach er den Ansätzen von Wirtschaftsminister Peter Altmaier.
Patentrezepte für erfolgreiches Entwickeln könne er nicht bieten, ebenso wenig wie Garantien für erfolgreiches Innovationsmanagement. Aber es gebe einige Grundsätze, die beherzigt werden sollten, um Innovationen zum Erfolg zu führen. Kaschke nannte sechs dieser Merker in übersichtlicher und verständlicher Form. „Wenn es besonders komplex wird, muss man das Problem auf eine besonders einfache Form zurückführen“, sagte der Zeiss-Vorstandschef. Neue Produkte müssten radikal auf den Kundenerfolg ausgerichtet werden. Megatrends sollten erkannt und genutzt werden, gepaart mit schnellen Entscheidungen. Höhere Unternehmensziele müssten klar definiert und kommuniziert werden, an denen neue Produkte dann gemessen werden. „Und man kann nicht alles selbst machen. Es müssen Partnerschaften eingegangen und gerade im Forschungsbereich Partnerschaften geknüpft werden“, erklärte Kaschke. Im Unternehmen selbst müsse eine Innovationskultur gelebt werden – als Vorstand müssten Innovationen vorangetrieben werden und beispielsweise Fachlaufbahnen attraktiv ermöglicht werden.
Michael Kaschke zeigte anhand einiger Produktentwicklungen der vergangenen Jahre den Innovationsgrad der entstandenen Produkte auf. „Wenn zwei von den sechs erwähnten Punkten nicht erfüllt sind, ist ein Scheitern vorprogrammiert“, sagte der Zeiss-Chef. In einer abschließenden Fragerunde wurde über verschiedene Ansätze innerhalb der Zeiss Gruppe diskutiert. „Wir müssen unsere Widerstandskraft erhöhen, während das Unternehmen gesund ist“, resümierte Kaschke.
Am Ende des kurzweiligen Abends mit profunden Einblicken in die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Zeiss Gruppe zog OB Thilo Rentschler eine positive Bilanz. „Aus den Ansätzen fürs Innovationsmanagement kann auch die Stadt Nutzen und Handlungsaufträge ziehen. Besonders gefallen hat mir die These, dass schnelle Entscheidungen notwendig sind“, sagte Rentschler. In den anschließenden persönlichen Tischgesprächen wurden die von Kaschke angeschnittenen Themen von den Gästen aus Politik und Wirtschaft vertieft und bewertet.