„Das Ungeheuerliche des Lebens besteht nicht darin, dass es das Ungeheuerliche ist, sondern darin, dass man es annehmen kann.“ (Franz Kafka 1883-1924)
Sätze wie diese zeigen gleichzeitig Kafkas Sprachgewalt und das Eingebundensein in bedrückende Verhältnisse. Die Familie, die desolaten wirtschaftlichen und sozialen Umstände im und nach dem Ersten Weltkrieg und schließlich seine Krankheit lasten schwer auf ihm. Franz Kafka ist 100 Jahre nach seinem Tod am 3. Juni 1924 der meistgelesene Autor deutscher Sprache. Obwohl er keinen seiner Romane „Der Verschollene“, „Der Prozess“ und „Das Schloss“ vollendet hat, haben sich Generationen von Kritikerinnen und Kritikern, Autorinnen und Autoren, Kunstschaffenden, Leserinnen und Lesern damit auseinandergesetzt und tun es immer noch. Manchen gilt er als Prophet, der die Katastrophen des 20. Jahrhunderts vorausgesehen habe, Nazizeit und Stalinismus zum Beispiel. Die Rädchen im anonymen Machtgetriebe seiner Werke gelten aber erst recht für Menschen des 21. Jahrhunderts. Ohnmachtsgefühl gegenüber medialer Kontrolle, Überwachung und Verlust der Intimsphäre erlebt bereits Josef K. in „Der Prozess“: wohin er auch kommt, alle wissen schon alles über ihn. Kafkas Werke sind im besten Sinne „modern“. Rosemarie Wilhelm skizziert Leben und Werk Kafkas anhand exemplarischer Textbeispiele.
Der Literatur-Treff findet am Dienstag, 2. Juli um 17 Uhr im 1. OG der Stadtbibliothek statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.