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Kampf ums Kocherwasser

Für den neuen Aufsatz im Aalener Jahrbuch Online erforschte Bernhard Geißinger, wie die Unterkochener Unternehmer im 17. und 18. Jahrhundert um die Nutzung des Kochers kämpften. Zimperlich ging es dabei fast nie zu.

Unterkochen, 1639: Zum wiederholten Male hatte der Verwalter der Eisenschmiede, Vigilius Groneisen, dem Papiermacher Georg Ernst das Wasser „abgedreht“. Ernst platzte der Kragen und öffnete das Wehr eigenhändig. Daraufhin stürmte Groneisen mit seiner Frau zum Papiermüller und nannte diesen „Schelm und Dieb“ und seine Frau eine „gründhaubte huaren“. Auch die Frauen gerieten sich sprichwörtlich in die Haare. Um die Streithähne und -hennen zur Ordnung zu bringen statuierte die Herrschaft ein Exempel. Beiden Frauen wurde eine Schandgeige angelegt, bei der Köpfe und Hände in eine Holzkonstruktion so eingespannt waren, dass sie sich direkt gegenüberstehen mussten. Die Demütigung erstickte zwar tatsächlich den Streit, das zugrundeliegende Problem – Wasserknappheit – blieb aber weiterhin, eigentlich bis heute, bestehen. Im Rahmen seiner Ahnenforschung stieß Geißinger immer wieder auf haarsträubende Konflikte dieser Art. Sein Interesse war geweckt. Mit Unterstützung des Stadtarchivs wertete er ähnliche Fälle in den dortigen Akten sowie in den Unterlagen im Staatsarchiv Ludwigsburg aus. Seine Erkenntnisse veröffentlichen nun Geschichtsverein und Stadtarchiv als neuen Aufsatz im Aalener Jahrbuch Online, der ab sofort unter www.aalen.de/kocher gelesen werden kann.

© Stadt Aalen, 13.05.2024