Am 22. Februar liest Karen Köhler aus ihrem Roman Miroloi. Um 19 Uhr startet die Zoom-Veranstaltung, zu der man sich auf der website der Volkshochschule Aalen, www.vhs-aalen.de anmelden kann. Karten gibt es für 10,90 Euro, reduziert 6,50 Euro und mit Ermäßigung für Besitzer der Spionkarte.
Was erwartet die Teilnehmenden? Wir haben im Vorfeld mit der Autorin und Schubart-Förderpreisträgerin Karen Köhler gesprochen. Da erstmals eine Lesung im Rahmen der Reihe „wortgewaltig“ digital stattfindet, richteten wir Fragen an Uta Singer vom Amt für Kultur und Tourismus der Stadt Aalen.
(Lacht) Das herauszufinden versuche ich, seit ich denken kann. Das Narrativ, das wir von uns selbst fortschreiben, setzt sich aus so vielen Splittern zusammen, dass Identität zu einem Konstrukt wird, dem ich grundsätzlich Misstrauen entgegenbringe. Ich bin ein Mensch. Aber: Bin ich eine Frau? Was bedeutet es, wenn wir das Wort Frau sagen, was genau meinen wir damit? Ich bin ein Mensch. Bin ich deswegen kein Tier? Nur weil Menschen versuchen, sich vehement von Natur abgegrenzt zu denken? Bin ich eine Tochter? Ich bin in Deutschland geboren. Das ist Zufall und keine Leistung. Meine Hautfarbe und das damit verbundene Privileg in unserer Gesellschaft ist Zufall. Meine Sommersprossen sind Zufall. Selbst mein Name wurde mir von anderen zugewiesen. Aber: Ich bin die Summe meiner Handlungen. Der ausgeführten und nicht ausgeführten Gedanken, Gefühle und Handlungen. Das kann ich mit Sicherheit sagen.
Miroloi ist das Ergebnis einer sehr langen Prokrastination, also: dem Aufschreiben, die mich davon abgehalten hat, meinen ersten Roman zu schreiben. Ein Paradox, aber wahr.
Karen Köhler hat 2015 den Förderpreis der Kreissparkasse Ostalb für ihren Erzählband „Wir haben Raketen geangelt“ bekommen. Es war ein erfrischendes literarisches Debüt. „Die neun Geschichten beschreiben Empfindungen in extremster Form und handeln vom Unterwegssein zwischen Diesseits und Jenseits. (…) Ihr gelingt die seltene Balance zwischen absoluter Leichtigkeit und höchster Tragik“, lobte Oberbürgermeister Thilo Rentschler damals in seiner Ansprache.
Eine Veranstaltungsreihe, die den Bogen von C.F.D. Schubart in die heutige Zeit schlägt. Wortgewaltige Künstlerinnen und Künstler kommen zu Wort, ob in Literatur, Musik, Politik, Bildender Kunst oder Publizistik. In diesem Jahr sind Begegnungen u.a. mit Prof. Bernhard Pörksen, der ARD-Hörfunkkorrespondentin Karin Senz, mit dem Elbtonal Percussion und Christian Brückner und den diesjährigen Preisträgerinnen Monika Helfer und Vererna Güntner möglich. Das ist ganz großes Kino, weil so oder so veranstaltet, eine besondere Nähe entsteht.
Karen Köhler zieht ihr Publikum nicht nur mit Worten in ihren Bann. Sie vermittelt etwas sehr Persönliches, Erfrischendes, Direktes. Sie hat eine sehr zugewandte Art. Vielleicht liegt es auch an ihrer Schauspielausbildung, dass ihre Lesungen nicht steif und distanziert sind, sondern authentisch und sehr unterhaltsam.
Das verrät uns Karen Köhler leider nicht. Ich erwarte, dass wir nicht nur etwas aus dem Roman zu hören bekommen, sondern auch Eindrücke aus ihrer „Werkstatt“ erhalten. Sie ist ja außer Autorin und Schriftstellerin auch Illustratorin und arbeitet kreativ mit allem, was ihr in den Kopf, aus dem Herzen und in die Finger kommt.