Lesung mit dem Jugendbuchautor Tobias Elsäßer in der Bibliothek im Torhaus
„Locker und ein wenig verrückt war er“, meint Laura im Anschluss an die Lesung, als die Schülerinnen und Schüler der 7b und 7c wieder zurück zum THG laufen. Verhalten hatten sie zunächst reagiert, als er sie mit Fragen in seinen Vortrag einbindet. Mit einem Grinsen spiegelt er ihre anfangs müde und abwehrende Beteiligung und zieht schon mit den nächsten Sätzen seine jugendlichen Zuhörer auf seine Seite. „Drei Bücher habe ich gelesen, bis ich sechszehn war, nur eins davon freiwillig“, verrät er über sich, und dass er anfangs Koch werden wollte. Um zu schreiben, muss man nicht als Leseratte geboren sein, nehmen die Schülerinnen und Schüler ein wenig überrascht zur Kenntnis.
Elsäßer liest aus seinem zweiten Jugendroman „Ab ins Paradies“ vor, untermalt den Vortrag ein wenig schauspielernd, kann auch ganze Absätze frei vortragen, Spannung und Atmosphäre schaffen – und das angesichts einer schon etwas ungewöhnlichen Handlung: Die Hauptfigur des Buches, ein Jugendlicher gräbt die Urne seines Großvaters aus und fährt damit per Anhalter nach Sylt. Die Schüler lassen sich auf das Gespräch über Bestattungsformen, Friedwälder, unterschiedliche gesetzliche Regelungen und Vorschriften ein. In Amerika gebe es sogar ein Unternehmen, das die Asche Verstorbener in Patronenhülsen packt. Der Kommentar „Ich erschieß dich mit meinem Opi“ ruft Gelächter hervor. Der Jugendroman ist gut recherchiert, merken sie, da weiß jemand, wovon er schreibt. „Ich hätte nicht gedacht, dass ein Autor sich so intensiv mit einem Thema beschäftigt“, meint Cara in einem Nachgespräch.
Die sich an die Lesung anschließenden Fragen drehen sich vor allem um das Schreiben. Jungen Nachwuchsschreibern rät er davon ab, ihre Geschichten allein am Computer zu verfassen, eine Textverarbeitung lenke ab, unterkringele Wörter, verführe dazu, Worte und Sätze nach ihrem Aussehen zu beurteilen. Vor allem aber die Löschtaste stelle eine Gefahr dar. Wenn man – in schlechter Stimmung – ganze Absätze verwerfe, könnten auch gute Ideen für immer verloren gehen. Auf Handschriftliches könne er auch noch einmal zurückgreifen, selbst wenn er es schon gestrichen hätte. Für seine elf Bücher habe er jeweils zwischen sechs Monaten und zwei Jahren gebraucht. An einem schlechten Tag kämen aber auch mal nicht mehr als zwei Sätze heraus.
Was benötigt ein Autor, um zu schreiben? „Inspiration“, antwortet ein Schüler. Elsäßer bestätigt ihn und führt näher aus: Man muss etwas erlebt haben, in der Welt herumkommen und anderen Menschen auf der Straße neugierig begegnen, einfach gespannt darauf sein, welche persönlichen Geschichten sie einem mitteilen. Und wenn man Musik hört, kann man die Augen schließen und dann laufen ganze Filme ab im Kopf.
Gut, dass die Aalener Kinderbuchwochen insgeheim auch Jugendbuchwochen sind und es Teenagern ermöglichen, mit dem Lesen auf Tuchfühlung zu kommen und Autoren zu begegnen, die viel zu erzählen haben.
Diese Pressemitteilung wurde von den Schülerinnen und Schülern der Klassen 7b und c des Theodor-Heuss-Gymnasiums Aalen nach dem Besuch der Lesung verfasst. Der Klassenlehrer ist Michael Fitzner.