Ein gemeinsames Projekt von Lebenshilfe, Samariterstiftung und Stadtbibliothek Aalen unterstützt Menschen mit eingeschränkten Lese- und Sprachfähigkeiten beim Verstehen von Texten.
„Es begann mit einem kleinen Büchertisch zum Thema ‚Leichte Sprache‘ in der Stadtbibliothek während der Baden-Württembergischen Kinder- und Jugendliteraturtage im Herbst 2019“, erinnert sich Susanne Schienle, Fachbereichsleiterin bei der Aalener Lebenshilfe. Sie war es, die seinerzeit gemeinsam mit ihrer Kollegin Lena Reiter auf die Stadtbücherei zukam und anregte, eine eigene Rubrik mit Büchern in „Leichter Sprache“ anzubieten und damit Menschen mit Leseschwierigkeiten die Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen. Inzwischen ist auch noch die Samariterstiftung als Kooperationspartnerin hinzugekommen und der Bestand auf fast 70 Bücher angewachsen. „Als wir vor einem Jahr mit dem Bestandsaufbau angefangen haben, war das Angebot der Verlage noch sehr überschaubar“, sagt die für den Einkauf in diesem Segment zuständige Bibliothekarin Eva Mokry. Inzwischen habe sich die Auswahl aber stark verbessert, vor allem im Bereich der erzählenden Literatur.
Und neben Büchern, die extra in Leichter Sprache neu geschrieben werden, gebe es inzwischen auch zahlreiche Adaptionen bekannter Titel wie Jonas Jonassons „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ oder Nick Horbys „About a boy“, die in Leichter Sprache nacherzählt werden. Eva Rothaupt, bei der Samariterstiftung unter anderem zuständig für das Übersetzungsbüro für Leichte Sprache, betont den inklusiven Aspekt des Projekts: „Durch die Leichte Sprache mit ihren definierten Regeln, ihren kurzen Sätzen, ihrer einfachen grammatikalischen Struktur und zusätzlichen Erklärungen mit Bildern wird Verstehen von Texten für viele Personen und dadurch ihre gesellschaftliche Teilhabe erst möglich.“ Dabei profitierten nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geistiger Behinderung von Texten in Leichter Sprache, sondern auch Menschen, die nicht so gut Deutsch können oder Deutsch lernen möchten, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit dementiellen Erkrankungen.
Bibliotheksleiter Michael Steffel freut sich über die Zusammenarbeit mit den beiden Einrichtungen: „Einen entsprechenden Buchbestand anzubieten ist das eine. Damit er aber auch seine Leser*innen findet, braucht die Bibliothek Multiplikatoren, die unmittelbar an den Zielgruppen dran sind und den Bestand vermitteln.“ Und ergänzt: „Ich kann mir für dieses Projekt keine geeigneteren Partner vorstellen als die Lebenshilfe und die Samariterstiftung.“ Wobei weitere Kooperationspartner selbstverständlich herzlich willkommen seien. Im nächsten Schritt wird die Stadtbibliothek den Einrichtungen leihweise Medienkisten mit Büchern in Leichter Sprache zur Verfügung stellen, die Einrichtungen wollen mit Gruppen zu Führungen in die Bücherei kommen.