Die Mitglieder des Aufsichtsrates der Wohnungsbau des Gemeinderats haben sich im Rahmen einer viertägigen Exkursion in Wien über die dortige Baupolitik, schwerpunktmäßig sozialer Wohnungsbau, informiert. Mit von der Partie waren OB Thilo Rentschler, Baubürgermeister Wolfgang Steidle sowie Ingrid Stoll- Haderer, Leiterin des städtischen Planungsamtes. Während ihres Aufenthaltes traf sich die Aalener Delegation zum Informationsaustausch mit Wiener Stadträten sowie Vertretern des Unternehmens „Wiener Wohnen“. Oberbürgermeister Thilo Rentschler und Wohnungsbau-Chef Robert Ihl waren voll des Lobes über das erfolgreiche Konzept für erschwingliches und gleichzeitig sozial- und umweltverträgliches Bauen in der österreichischen Hauptstadt.
„Wien wächst jedes Jahr um über 25.000 Einwohner, diese Stadt ist die am stärksten wachsende Metropole in Europa“, berichtete OB Rentschler und trotzdem seien die Mieten dort auch für den schmäleren Geldbeutel erschwinglich, ganz im Gegensatz beispielsweise zu Städten wie München oder Berlin, wo die Mieten in den vergangenen Jahren um rund ein Drittel gestiegen seien.
Das charakteristische am Wiener Modell sei vor allem die langfristige und sehr weitsichtige Baupolitik der Stadt, die Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts begonnen wurde. 1923 wurde die Bauunternehmung „Wiener Wohnen“ gegründet und Sie verfügt nun über rund 220.000 Wohnungen, so dass es möglich ist über die Hälfte der Wiener Bevölkerung in Gemeindewohnungen unterzubringen. Jährlich kommen rund 10 – 15.000 neue Wohnungen dazu, so dass die ernormen Einwohnerzuwächse der letzten Jahre und auch Flüchtlinge gut untergebracht werden können. Deshalb ist nachvollziebar, dass rund drei Viertel der 1,8 Mio. Einwohner Wiens in Mietwohnungen leben. Mit rund 680 Mio. Euro fördert die Stadt Wien jährlich den sozialen Wohnungsbau, mehr als in Baden-Württemberg für das ganze Land ausgegeben wird (600 Mio.), weiß Geschäftsführer Robert Ihl. Damit ist es möglich in den verschiedenen Wohnungsstandards eine Nettokaltmiete pro m² von 2 Euro in der niedersten Kategorie C bis 5,58 Euro in der A-Kategorie zu kalkulieren.
Von der „Wiener Wohnen“ wollen sich die Aalener so einiges abschauen. Rund 4.000 Beschäftige sorgen bei der „Wiener Wohnen“ für ein umfangreiches Serviceangebot zum Wohle der Mieter und der Stadt Wien. Die Mieter seien Kunden, denen in besonderen Lebenslagen entsprechende Unterstützung angeboten werde, berichtet Ihl. So wird die Wohnungsbau Aalen mit Eröffnung des neuen Servicebereichs im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes im südlichen Stadtgraben auch ein „Bündel an Dienstleistungsangeboten“ schnüren, kündigen Rentschler und Ihl an. Ihl nennt beispielsweise Beratungsangebote für Pflege und Umzüge und es soll auch eine Wohnungsbau- App geben, um den Servicegedanken stärker in den Vordergrund zu rücken.
OB Rentschler nennt drei wichtige Erkenntnisse, die man bei dieser Reise gewonnen habe. Zur weiteren Vertiefung will er die Wiener Fachleute für einen Workshop nach Aalen einladen. An erster Stelle nennt er die zwingende Notwendigkeit einer verdichteten Bauweise in den Städten. Dabei sollen auf jeden Fall ausreichend Freiräume eingeplant werden, die dann aber gemeinschaftlich genutzt werden könnten, wie beispielsweise gemeinsam genutzte Innenhöfe bei Geschosswohnungsbauten, Gemeinschaftsräume in den Gebäuden, wie eine Küche für Alle und eine teilweise öffentliche Nutzung privater Flächen für Kinderspielplätze.
Weiter müsse man daran gehen, geeignete Wohngruppen zusammenzubringen. Das Mehrgenerationenwohnen beispielsweise oder Menschen mit gleichen Interessen und Absichten schließen sich in einer Genossenschaft oder Vereinsstruktur zusammen, um gemeinsam mit einem Fachplaner einen Neubau zu verwirklichen. Dort können dann wieder entsprechende Angebote für die Wohnungsgemeinschaft realisiert werden. „Der Einzelne kann sich diese besonderen Angebote nicht leisten, aber in der Gemeinschaft funktioniert´s“, erläutert der OB die Zielsetzungen. Dazu gehöre auch ein begleitendes und langfristiges Mobilitätskonzept.
Auch die Stadt Aalen hat bereits einige Förderprogramme aufgelegt, um Anreize für private Investoren und Eigentümer zu schaffen, damit sie kostengünstigen Wohnraum schaffen. Dazu gehört auch die Innenentwicklung, die eine Umnutzung von leerstehenden Immobilien für Wohnungszwecke forciert „Wir haben über 20 Objekte im Innenbereich, die wir aus unserem Fonds fördern“, kann er berichten. Für die Koordination aller vorhandenen Förderprogramme will er eine entsprechende Anlaufstelle schaffen, kündigt der OB an.