Die Stadt Aalen und die KSK Ostalb vergeben die Schubart-Literaturpreise: Herausragende Literatur hält mit einem kurzweiligen Überraschungsprogramm beim Festakt in der Stadthalle Einzug
Zwei Tage weht im sommerlichen Aalen ein erfrischender literarischer Wind. Autor Daniel Kehlmann sowie die Illustratorin und Autorin Nora Krug haben aus New York ihre Werke „Tyll“ und „Heimat“ im Gepäck mitgebracht in die gut besuchte Aalener Stadthalle. Für Daniel Kehlmann hält OB Thilo Rentschler den Schubart-Literaturpreis bereit. Gemeinsam mit KSK-Vorstandsmitglied Dr. Christof Morawitz überreicht er an Nora Krug den Schubart-Förderpreis.
Aalen erlebt an diesem Samstag einen Festakt besonderer Klasse. Überzeugende Schubart-Preisträger transportieren die Werte und Ideale des kritischen Dichters und Journalisten C.F.D. Schubart in ihren Dankesreden aufs Allerfeinste. Ihre Botschaften sind heute ebenso aktuell wie im Dreißigjährigen Krieg und dem Zweiten Weltkrieg – Zeiten, in denen ihre Werke spielen und Bezug nehmen. „Demokratie ist kein fester Zustand, sondern ein Prozess. Unangenehme Fragen zu stellen gehört dazu“, sagt Nora Krug mit fester Stimme. Und Daniel Kehlmann erzählt Schubarts Lebens- und Leidensgeschichte bildhaft nach. Er stellt Parallelen seiner Knebelung mit den Unrechtsregimen dieser Tage in Russland, China, der Türkei oder Saudi-Arabien her. „Wir schreiben und gehen hin, wo wir wollen. Aber es ist auch heute nicht viel notwendig, um einen Skribenten auszuschalten“, verteidigt Daniel Kehlmann Schubarts Ideale.
OB Thilo Rentschler verspricht nicht zu viel, als er in seinem Prolog von unkonventionellen Überraschungen bei der Begleitung der Reden spricht. Zwischen den ausgefeilten und inhaltsstarken Laudationes von Verena Auffermann auf Daniel Kehlmann und Anne-Dore Krohn auf Altersgenossin Nora Krug verschwimmen beim Auftritt von „Tangram“ rhythmische Sportgymnastik, Tanz, Jonglage und Bewegungstheater übergangslos. Spielball und Marionette des mächtigen Anderen sein – diese Aussage treffen Christiana Casadio und Stefan Sing dabei ausdrucksstark. Die multimediale Video-Theater-Musik-Collage von „Anekdötchen“ lässt die Zeit Schubarts bildhaft werden. Und das Trio „Blaues Krokodil“ intoniert ein Medley, abgelöst vom Agade Quartett, das sich klassisch und mit Schuberts „Forelle“ in die Herzen der 300 Zuhörer spielt.
Am Sonntag zur Matinee mit den beiden Geehrten kommen fast 500 Gäste erneut in die Aalener Stadthalle. Kehlmann und Krug lesen aus ihren Werken, signieren danach die Exemplare ihrer Zuhörer. OB Thilo Rentschler enthüllt, dass beide Preisträger sich – obwohl in New York lebend – erstmals in Aalen zusammenfinden und gemeinsam ein Feuerwerk ganz im Sinne Schubarts abbrennen.
Kehlmanns Tyll wird bei seiner Lesung lebendig und greifbar, regt die Phantasie der Zuhörer an. Krugs Familiengeschichte macht eher nachdenklich über die Verhaltensmuster während des Dritten Reichs. OB Thilo Rentschler bleibt das Schlusswort. „Es ist zu wünschen, dass vor den drei Landtagswahlen im Herbst noch viele Menschen Nora Krugs Buch lesen. Er selbst habe es auf seine Sommerleseliste gepackt – den „Tyll“ habe er bereits vor dem Urlaub wahrlich verschlungen.