Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Aalen erhielten am Montag, 2. November in der Festhalle Unterkochen vielfältige Informationen zum leistungsfähigen Ausbau der B29 als wichtigster Verkehrsader der Region. Gemeinsam mit Vertretern des Regierungspräsidiums Stuttgart und dem Ingenieurbüro Dr. Brenner, Unterkochen stellte Oberbürgermeister Thilo Rentschler die aktuellen Planungsstände vor. Im Anschluss wurden Detailfragen beantwortet und angeregt diskutiert.
Oberbürgermeister Thilo Rentschler freute sich über die große Resonanz auf die Infoveranstaltung. „Es ist wichtig, dass wir den aktuellen Sachstand und die Zusammenhänge darstellen. Wir müssen als Raumschaft alle an einem Strang ziehen und ein positives Signal für den Ausbau der B29 senden. Um die wichtigen Verkehrsprobleme der Region lösen zu können, müssen die Abschnitte auf Aalener Gemarkung in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen werden. Es handelt sich bei Straßenbaumaßnahmen dieser Dimension meist um generationenübergreifende Vorhaben, um von der Idee, über die Planung bis zum Bau zu gelangen. Der Verkehr hat in den letzten Jahren immens zugenommen und durch den Ausbau der Abschnitte aus Richtung Stuttgart wird der Druck weiter steigen. In Aalen war man bei den vorgestellten Abschnitten jedoch noch nie so weit wie jetzt. Die Zeit ist reif für unsere Projekte, auf die seit Jahrzehnten hingefiebert wird.“
Dr. Manfred Brenner vom Unterkochener Ingenieurbüro erklärte die regionalen und überregionalen Verkehrsströme anhand von Berechnungen und Prognosen. Er betonte, dass 96 Prozent des Verkehrs auf Aalener Gemarkung entweder Ziel- und Quellverkehr oder Binnenverkehr seien, der innerhalb der Gemarkung von A nach B führt. Nur ein kleiner Teil sei Durchgangsverkehr. Je besser die Trassen jedoch in Richtung Schwäbisch Gmünd ausgebaut seien, umso mehr werde auch der Durchgangsverkehr angezogen.
Frau Becker vom Regierungspräsidium Stuttgart stellte klar, dass der Lückenschluss zwischen Schwäbisch Gmünd und Böbingen nach der Fertigstellung des Abschnitts Essingen-Aalen komme, also frühestens 2019. Er teilt sich auf in drei Abschnitte: Schwäbisch Gmünd-Hussenhofen, Hussenhofen-Böbingen und Böbingen-Mögglingen.
Der vierspurige Ausbau der Ortsumfahrung Mögglingen mit 22 Prozent Schwerlastverkehr befindet sich der-zeit im Bau. Christian Schwarz vom Baureferat Ost des Regierungspräsidiums in Ellwangen erklärte, dass der Abschnitt sich auf 6,9 Kilometer erstrecke und allein elf Brückenbauwerke beinhalte. Die Kosten liegen insgesamt bei 64 Millionen Euro, geplante Fertigstellung bis Ende 2018. Der Spatenstich für den vierspurigen Ausbau von Essingen bis Aalen ist für September 2016 geplant. Kosten in Höhe von 35 Millionen Euro, geplante Fertigstellung Ende 2019.
Ulrich Noßwitz vom Ingenieurbüro Dr. Brenner wies auf die Problematik der Westumgehung hin. Diese sei nur zweistreifig ausgebaut und daher mehrere Knotenpunkte mittlerweile so überlastet, dass es große Abwicklungsprobleme zur Hauptverkehrszeit gebe.
„Beim Anschluss Aalen-West gibt es viele Problembereiche. Das Staupotenzial ist hoch und gefährlich, mit Rückstau bis in den Rombachtunnel hinein. Jeden Tag gibt es Stau an der Bottichkreuzung, der sich durch ganz Unterrombach und teilweise bis Neßlau zieht. Es gibt zahlreiche Überlegungen für Verbesserungen, auch eine zweite Straße zur Weststadt wäre denkbar“.
Die Verkehrsexperten suchen im Rahmen des Mobilitätskonzeptes nach Lösungen zur Entlastung der Knotenpunkte entlang der kompletten Westumgehung. Folgende Maßnahmen könnten die Knotenpunkte entlasten:
Affalterried: Eine zweite Auffahrtsrampe würde das Linksabbiegen und lange Wartezeiten vermeiden.
Hüttlingen/Albanus: Eine zweite Rampe unter der Kochertalbrücke hindurch könnte den Verkehr in Richtung Aalen leiten.
Kellerhaus: Noßwitz geht davon aus, dass die B29 vierspurig bis zum Anschluss der A7 ausgebaut wird und dass die Ampel gesteuerte Zu- und Abfahrt bleibt.
Isolde Mündler vom Regierungspräsidium erläuterte die Planung der Nordumfahrung Ebnat mit einer Trassenführung nördlich des Baugebiets. Diese soll aus Lärmschutzgründen möglichst weit von der Bebauung entfernt sein, aber auch nicht zu weit von der bestehenden Trasse abrücken, damit sie auch angenommen werde. Durch eine Lichtsignalgeregelte Kreuzung wird die Leistungsfähigkeit gewährleistet. Das Regierungspräsidium steht kurz vor Fertigstellung der Entwurfsplanung. Das Bebauungsplanverfahren wird dann durch die Stadt Aalen durchgeführt.
Der Planansatz für den Albaufstieg Unterkochen wurde von Dr. Manfred Brenner vorgestellt. „Es ist ein breites Spektrum an Lösungsmöglichkeiten ausgearbeitet worden, von denen verschiedene Ansätze wieder ausgeschieden sind. Die beste und verträglichste Lösung ist ausgewählt worden. Diese ist realistisch und soll den Einwohnern in Knaupes zu akzeptablen Kosten tatsächliche Verbesserungen bringen. Dabei wird die Trasse parallel zur jetzigen Ebnater Steige geführt und vier Meter tiefer in den Hang gelegt. Die heutige Trasse wird verengt zu einer Wohnstraße und vom Baugebiet gibt es keine Sichtverbindung zur neuen Straße, da zusätzlich ein bepflanzter Lärmschutzwall angelegt wird. Für Fußgänger und Radfahrer ist eine Brücke vorgesehen. In der Tallage Unterkochen soll der Verkehr durch einen großen Kreisverkehr geregelt werden. Die Lärmsituation wird sich durch die neue Trassenführung wesentlich verbessern. Lediglich beim Kreisverkehr bleibt diese Belastung gleich.“
OB Rentschler fasste zusammen, dass trotz Optimierungen im Verkehrsnetz der Verkehr weiter zugenommen habe. „Mit 35.000 Fahrzeugen am Tag ist die Strecke zwischen Aalen und Schwäbisch Gmünd sehr stark befahren. Die Straßenplanung hat sich Stück für Stück aus der Metropolregion Stuttgart herausgearbeitet. Die B29a ist eine Gesamtmaßnahme aus Nordumfahrung Ebnat und dem Ausbau der Ebnater Steige in Unterkochen. Eine Realisierung kann in Abschnitten erfolgen, wenn die Raumschaft zusammen bleibt und Einigkeit demonstriert. Wir befinden uns auf der Zielgeraden. Der Bundesverkehrswegeplan wird im Frühjahr 2016 verabschiedet und dann wissen wir, ob wir es auf diesem Abschnitt geschafft haben.“ Danach werde weiterhin Stück für Stück auf allen politischen Ebenen gearbeitet. Die Knotenpunkte auf der Westumfahrung müssten ertüchtigt werden, damit über diese Achse eine Entlastung erfolge. Nur so können an einem der innovativsten und wirtschaftsstärksten Standorte Baden-Württembergs weiterhin zukunftsfähige Arbeits- und Lebensbedingungen geboten werden.