Das Entwicklungspotential städtischer Konversionsflächen mit historischen Gebäuden sowie die optimale Kombination von Frei- und Hallenbädern waren die Schwerpunktthemen der diesjährigen Exkursion des Aalener Gemeinderats. Nach einem straffen Besichtigungsprogramm mit intensiven Gesprächen in Schwäbisch Hall, Karlsruhe und Schorndorf kehrte die 40-köpfige Aalener Delegation nach zweitägiger Exkursion am vergangenen Mittwoch nach Aalen zurück. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich sehr beeindruckt von den vielfältigen Möglichkeiten der Entwicklung einer innerstädtischen Industriebrache und dem großen Charme, die eine gelungene Umnutzung historischer Gebäude mit sich bringen kann.
„Nun gilt es die Erfahrungen und Eindrücke intern auf-zuarbeiten und zu bewerten“, meinte OB Rentschler zum Abschluss der Informationsfahrt und bedankte sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die engagierte und aufmerksame Mitwirkung.
Sowohl im Schenkenseebad in Schwäbisch Hall, als auch im Oskar-Frech-Seebad in Schorndorf ist es gelungen die Freibadnutzung und die Hallenbadnutzung in einer guten Art und Weise zu verbinden. Das Schenkenseebad ist täglich von 6-22 Uhr geöffnet. Im Außen- und Innenbereich locken Rutschen insbesondere Familien mit Kindern zum Badbesuch. Das 7 Hektar große Areal hat einen wunderschönen Baumbestand, der allerdings einen hohen Pflegeaufwand erfordere, berichtete die Bäderleitung beim Rundgang durch die Außenanlagen. Das im Bad befindliche Fitnesscenter erfreut sich großen Zuspruchs, wird aber im Gegensatz zum Bad nicht von den Stadtwerken Schwäbisch Hall betrieben. Trotzdem sei die „Ausrichtung der Bäderlandschaft eine kommunale Aufgabe und könne nicht nur den Bädern überlassen werden“, betonte Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim im Rahmen des anschließenden Empfangs der Aalener Delegation bei der Stadt Schwäbisch Hall. Pelgrim verwies auf weitere kleinere Bäder in Teilorten von Schwäbisch Hall, die neben dem Schenkenseebad zu berücksichtigen seien. Gleiches berichtet der Oberbürgermeister von Schorndorf, Matthias Klopfer, anlässlich der Besichtigung des Oskar-Frech-Seebades. Diese Anlage verfügt neben einem modernen Hallenbad über ein 100m langes Naturschwimmbecken im Außenbereich, das von Quellwasser gespeist wird und mit Hilfe einer natürlichen Regenerationszone aus Flora und Fauna aufbereitet wird. Das äußerst familienfreundliche Bad soll bis 2019 nochmals erweitert werden, so der Oberbürgermeister, problematisch seien die zusätzlich in den Ortsteilen befindlichen drei weiteren Freibäder und das Lehrschwimmbecken, die ebenfalls unterhalten werden müssen.
Ausführlich informierten sich die Stadträte und die Ver-waltungsspitze über das gelungene Konzept des vorwiegend mit Start-up-Firmen und Kreativbetrieben umgenutzten ehemaligen Schlachthofareals in Karlsruhe. Nach Aufgabe der Gebäude aus dem 19. Jahrhundert und Schließung des Schlachthofbetriebes 2006 wurde im Rahmen eines Workshops ein Leitbildprozess für die zukünftige Umnutzung des 7 ha großen Areals angestoßen. Die Idee des Kreativparks Alter Schlachthof wurde gemeinsam von Stadtverwaltung und Akteuren der Karlsruher Kulturszene entwickelt. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup betonte in seiner Begrüßung im Kulturzentrum „Tollhaus“ die überaus gelungene Umnutzung der Konversionsfläche, die das Ansehen der Stadt nachhaltig verändert habe. Inzwischen haben sich über 100 Firmen auf dem Gelände eingerichtet. Bei einem Rundgang besichtigte man anschließend das Gründerzentrum „Perfekt Futur“ sowie verschiedene Gastronomiebetriebe und Unternehmen. „Ein derartig positives Image kann man in neuen Gebäuden nicht erreichen“, plädierte die verantwortliche Stadtplanerin Barbara Rettenmaier für einen Erhalt und die Umnutzung historischer Gebäude.
Beim Besuch mit anschließender Führung im Zentrum für Kunst- und Medien wurde der Aalener Delegation nochmals eindrücklich ein gelungenes Beispiel einer Umnutzung eines historischen Industriegebäudes geschildert. Aus einer ehemaligen Munitionsfabrik ist das europaweit bekannte ZKM entstanden. „Besucher werden mit Neuem konfrontiert, insbesondere junge Menschen finden im ZKM die Themen, die sie im Alltag beschäftigen“, berichtete Prof. Christine Riedel, Geschäftsführerin des ZKM anlässlich der Führung durch das Gebäude. Dabei sei es die Intention der Stadt gewesen, sich ein zukunftsorientierendes Profil zu geben und nicht nur die Historie „abzuarbeiten“. Das ZKM wird je hälftig von Land und Stadt Karlsruhe finanziert
Auf Einladung von Dr. Wolfgang Palm, der persönlich durch die Anlage führte, besichtigte die Delegation die Niederlassung der Papierfabrik Palm in Wörth am Rhein, Dort befindet sich eine sehr moderne und leistungsfähigen Papiermaschine, die im Jahr 2002 in Betrieb genommen wurde. Im Fünf-Schicht-Betrieb produziert die Anlage jährlich rund 650.000 Tonnen Wellpappenrohpapier. Rund die Hälfte wird vor Ort und in weiteren Anlagen der Firma Palm zu Wellpappe und anschließend zu Kartonagen weiterverarbeitet. Insgesamt beschäftigt Palm an diesem Standort rund 470 Mitarbeiter. Seit 2007 versorgt ein betriebseigenes Kraftwerk die Papierfabrik zu Gänze mit Dampf und Strom. Rund 200 Tonnen Altpapier werden täglich für den Herstellungsprozess benötigt, diese Menge wird aus bis zu 350 Kilometern Entfer-nung in das firmeneigene Lager angeliefert und dort mit einer automatischen Sortieranlage weiterverarbeitet. Insgesamt hat das Unternehmen am Standort rund 600 Mio. Euro investiert.