Hier schlägt ab sofort das Forscherherz der Region: Drei Jahre nach dem Baubeginn öffnen die beiden neuen Forschungsgebäude der Hochschule Aalen ihre Pforten. Das Zentrum innovativer Materialien und Technologien für effiziente elektrische Energiewandler-Maschinen (ZiMATE) und das Zentrum Technik für Nachhaltigkeit (ZTN) bieten auf 3.200 Quadratmetern Nutzfläche exzellente Bedingungen für die Weiterentwicklung der Forschung in der Region.
Die beiden Gebäude mit einem Investitionsvolumen von über 26 Millionen Euro wurden vom Finanzministerium an die Hochschule Aalen übergeben und von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer eröffnet – pandemiebedingt mit einem Online-Festakt. Aalens OB Thilo Rentschler und Hochschulrektor Prof. Dr. Gerhard Schneider lobten die Einrichtungen einmütig. „Unsere Hochschule entwickelt sich stetig weiter und setzt die richtigen Schwerpunkte bei den Forschungsthemen. Das sichert die Leistungsfähigkeit der regionalen Wirtschaft in den kommenden Jahren“, sagt OB Rentschler.
In den vergangenen Jahren haben sich die Forschungsaktivitäten neben der ausgezeichneten Lehre zum herausragenden Profil der Hochschule Aalen entwickelt. Mit dem Ausbau der Forschung stieg der Bedarf an Labor- und Büroflächen sehr stark an. Durch die beiden neuen Gebäude wird die Forschungsinfrastruktur an einer der bundesweit forschungsstärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaften signifikant verbessert. „Ein geradezu historischer Meilenstein für Hochschule, Stadt und Ostwürttemberg“, so Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Aber auch „ein Ritterschlag, durch den die hohe Qualität der bisher in Aalen geleisteten Forschung anerkannt wird“, freut sich Rektor Schneider.
Die Forschungsgebäude ZiMATE und ZTN wurden in starker Konkurrenz zu anderen Einrichtungen auf Bundes- und Landesebene eingeworben. Mit ZiMATE setzte sich die Hochschule Aalen landesweit als erste und bundesweit als dritte Hochschule vom Typ Fachhochschule im Bund-Länder-Forschungsbauten-Programm durch. Mit dem ZTN war ein Leuchtturmprojekt des regionalen Entwicklungskonzepts des Ostalbkreises im landesweiten RegioWIN-Wettbewerbs erfolgreich. Im August 2017 rollten die Bagger auf dem Campus an. Bauherr war das Land, vertreten durch das Amt Schwäbisch Gmünd des Landesbetriebs Vermögen und Bau. Geldgeber sind EU, das Bundesministerium für Forschung und Wissenschaft und Baden-Württemberg. Die Hochschule leistete signifikante eigene Beiträge.
Im ZiMATE und im ZTN wird an den Themen der Zukunft wie CO2-Reduktion, Energieeffizienz und Ressourcenschonung geforscht. „Die Themen sind aktueller denn je“, betont Gerhard Schneider. Intelligente Mobilität, nachhaltige Technologien und Künstliche Intelligenz seien drei globale Trends, die kräftig an Fahrt aufgenommen hätten. „Und die Digitalisierung ist die große übergeordnete Entwicklung, die alles durchdringt.“ ZiMATE und ZTN stünden für eine sich dynamisch entwickelnde Hochschule, die sich zentralen zukünftigen Herausforderungen stelle und zu deren Lösung wesentliche Beiträge leiste.
Wie können elektrische Maschinen, die bei der Elektromobilität oder in hybriden Antrieben zum Einsatz kommen, deutlich verbessert werden? Wie können dabei limitierte Ressourcen geschont und die eingesetzte Energie nachhaltig und klimaverträglich genutzt werden? Solchen Fragen werden im Neubau ZiMATE nachgegangen. Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung neuer Magnetmaterialien, Leichtbau-Modellkomponenten sowie deren Systemintegration/-optimierung. Das „Herzstück“ von ZiMATE ist ein leistungsfähiger Fahrzeugprüfstand, der rund drei Millionen Euro kostet und 2021 einsatzbereit sein soll. Damit können Antriebskomponenten direkt in einem Gesamtsystem auf Herz und Nieren geprüft und optimiert werden.
Im ZTN werden insbesondere Forschungsprojekte mit der Wirtschaft verfolgt und dadurch der Technologietransfer in die Region vorangetrieben. Im Mittelpunkt stehen Schlüsseltechnologien wie Leichtbau oder Werkstoffinnovationen. Ziel ist es dabei auch, seltene Roh- und Werkstoffe künftig zu ersetzen oder kritische Ressourcen in der Fertigung einzusparen. Ein Fokus liegt auf Energiespeichern. Außerdem werden neuartige Methoden zur Qualitätssicherung in der Batteriezellenproduktion erforscht – basierend auf Methoden der Künstlichen Intelligenz. „Die neuen Forschungsgebäude schaffen die Basis dafür, dass wir mit starken Industriepartnern noch intensiver an Themen der Zukunft forschen können“, sagt Schneider. „Die Netzwerke zwischen Unternehmen, Hochschule und Stadt zu nutzen, ist wichtig, um Forschungsergebnisse rasch in Innovationen umzusetzen“, erklärt OB Rentschler.
Dass sich inhaltlich alles um Nachhaltigkeit dreht, spiegelt sich auch in den Baukörpern. Die von ArGe Architekten aus Waldkirch entworfenen Gebäude punkten mit einem Mix aus Holz, Glas und Beton. „Wir freuen uns darauf, die Bauten mit Leben zu füllen und auf spannende Forschungsergebnisse, die Aalen und die Region als Forschungsstandort weiter stärken“, so Schneider.