Gemeinsam mit den Kliniken Ostalb, den Kreisärzteschaften, dem Malteser Hilfsdienst und den DRK-Kreisverbänden hat das Landratsamt Ostalbkreis seit Beginn der Corona-Krise Vorbereitungen für den Fall eines sprunghaften Anstiegs von Corona-Patienten getroffen, die wegen schwerer Krankheitsverläufe stationär und sogar intensiv behandelt werden müssen.
„Angesichts der nach wie vor steigenden Zahl von Corona-Erkrankten ist das Ziel der Fieberambulanz, unsere niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen zu entlasten“, erläutert Dr. Hock. „Bei Erkrankungen der Atemwege wie Luftnot, Husten, Halsschmerzen oder auch Schnupfen und Fieber sollte primär der Hausarzt und außerhalb der Praxiszeiten die Notfallnummer der Kassenärztlichen Vereinigung 116 117 angerufen werden. Da es in den Praxen vor Ort vielfach aber nicht so einfach ist, fiebernde Patienten mit Corona-Verdacht im Empfangs- und Wartebereich zu separieren, werden ab sofort Patienten mit fieberhaftem Infekt nach Aalen in die Fieberambulanz geschickt. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte verfügen dort über die für die Behandlung erforderliche Schutzausrüstung und Infrastruktur zur Diagnose. Erforderlichenfalls kann dort auch gleich ein Corona-Abstrich vorgenommen werden. Ausstattung, Schutzausrüstung und Betrieb der Fieberambulanz werden von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg und dem Ostalbkreis finanziert.“
„Die bisherige Drive-in-Abstrich-Straße wird mit Inbetriebnahme der Fieberambulanz in diese integriert“, ergänzt Landrat Klaus Pavel und dankt gleichzeitig allen Beschäftigten seines Hauses sowie des Malteser Hilfsdienstes, des DRK-Kreisverbands Aalen, des THW und der Feuerwehren für ihren Einsatz beim Auf- und Umbau der Fieberambulanz samt Ärztlichem Notfallzentrum in der Ulrich-Pfeifle-Halle. „Herzlichen Dank auch an die Stadt Aalen, die den Greutplatz und die Ulrich-Pfeifle-Halle kostenlos zur Verfügung stellt.“
Bernd Schiele, Stadtbeauftragter des Malteser Hilfsdiensts e. V. Aalen, war bei der Planung und Konzeption des Ärztlichen Notfallzentrums federführend tätig: „Dafür und für den Aufbau der Infrastruktur waren drei Verantwortliche unseres Hilfsdienstes rund 200 Stunden tätig. Hinzu kamen mehrere Einsätze mit 15 bis 20 weiteren Helfern.“
„Die Fieberambulanz hat ab Samstag, 4. April täglich von 8:00 bis 19:00 Uhr geöffnet - auch sonn- und feiertags, also auch über das lange Osterwochenende“, erklärt Wolfgang Schlipf, der als niedergelassener Arzt für die Kreisärzteschaft federführend die Anforderungen an die Ausstattung der Ambulanz mitentwickelt und ärztliches sowie Assistenzpersonal eingewiesen hat. „Insgesamt konnten wir rund 20 Kolleginnen und Kollegen sowie etwa 30 Personen ärztliches Hilfspersonal für den Betrieb der Fieberambulanz gewinnen, die in zwei Schichten arbeiten und um 13:30 Uhr die Schicht wechseln. Anzahl und Abstände der eigenen Einsätze bestimmen die Ärzte selbst. Sie tragen sich dazu in einen Online-Dienstplan auf einem Server der Kassenärztlichen Vereinigung ein. Patienten, die von den niedergelassenen Ärzten, dem Gesundheitsamt oder über die Notfallnummer der Kassenärztlichen Vereinigung 116 117 in die Fieberambulanz geschickt werden, werden dort untersucht und falls notwendig auch abgestrichen. Je nach Schweregrad der Erkrankung stellen die Kolleginnen und Kollegen in der Ambulanz ein Rezept aus und empfehlen eine Behandlung, die beim Patienten zu Hause fortgeführt werden kann, oder sie überweisen an die Aufnahmestelle des Ärztlichen Notfallzentrums in der Ulrich-Pfeifle-Halle“, so Schlipf weiter.
Wie das Ärztliche Notfallzentrum in das Corona-Netzwerk im Detail eingebunden ist, erläutert Landrat Klaus Pavel: „Patienten, die von der Fieberambulanz in die Ulrich-Pfeifle-Halle geschickt werden, werden dort noch weitergehender untersucht. Falls ein stationärer Aufenthalt angezeigt ist, erfolgt eine Einweisung des Patienten in eine der Kliniken Ostalb in Aalen, Ellwangen oder Schwäbisch Gmünd. Erst wenn in den drei Kliniken keine Betten mehr verfügbar sein sollten, beginnt die Bettenbelegung im Ärztlichen Notfallzentrum, das als selbständige Abteilung der Kliniken Ostalb arbeitet. Dort werden dann bei einer möglichen Vollbelegung bis zu 125 Betten unter der Leitung von Dr. Hariolf Zawadil im Dreischichtbetrieb täglich zehn Ärzte und rund 60 Pflegekräfte tätig sein.
Derzeit haben wir im Aalener Notfallzentrum vorsorglich 80 Betten - aufgeteilt in zehn abgetrennte Kompartimente mit jeweils acht Betten. Innerhalb dieser kleinen Bereiche können wir zum Schutz der Intimsphäre noch mit weiteren mobilen Trennwänden arbeiten. Für den Bedarfsfall ist sichergestellt, dass eine Sauerstoffzufuhr für den Patienten möglich ist. Zur Körperpflege wurden barrierefreie Sanitärmodule installiert. Wie auch in den Kliniken werden Patienten mit Frühstück, Mittag- und Abendessen voll versorgt.“
Laut Prof. Dr. Solzbach nimmt die Anzahl der Patienten mit stationärem Behandlungsbedarf in den letzten Tagen kontinuierlich zu. „Wir verzeichnen sukzessive mehr Corona-Verdachtsfälle und bestätigte Corona-Fälle, die intensiv behandelt oder gar beatmet werden müssen. Deshalb sind wir sehr froh darüber, dass es dem Ostalbkreis gemeinsam mit dem Land gelungen ist, für die Kliniken Ostalb weitere zehn Beatmungsgeräte zu erwerben. Noch lässt sich nur schwer prognostizieren, wie lange unsere Bettenkapazitäten in den Kliniken ausreichen werden. Wir rechnen jedoch in den nächsten Tagen mit einem weiteren starken Anstieg an Patienten.“ Solzbach dankt insbesondere den Ärzten und Pflegekräften sowie dem Verwaltungsteam an den Kliniken Ostalb, die in den vergangenen drei Wochen im Klinikalltag vieles umstrukturiert und freie Kapazitäten geschaffen haben, um für die zu erwartende Patientenwelle gut gerüstet zu sein. Wie die Untersuchung der Patienten im Ärztlichen Notfallzentrum im Detail erfolgen wird, schildert Solzbach so: „Wir werden eine sogenannte Clearingstelle mit Klinikärzten haben, die rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche tätig ist. Je nach Beschwerdebild des Patienten wird er der für ihn geeigneten stationären Versorgungsstufe zugewiesen. Die Ärztinnen und Ärzte der Clearingstelle können die vorhandenen Bettenkapazitäten der Kliniken einsehen und die Zuweisung der Patienten an die Standorte Aalen, Ellwangen oder Schwäbisch Gmünd steuern. Übersteigt der Bedarf an Behandlungsplätzen die an den Kliniken vorhandenen Betten, erfolgt die Verlegung von nicht intensivpflichtigen Patienten in das Ärztliche Notfallzentrum.“