Denkmäler in der Stadt auf eigene Faust erkunden

Aalen beteiligt sich am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 13. September, mit einem Stadtrundgang und digitaler Unterstützung

Bildungszentrum Bohlschule
Bildungszentrum Bohlschule (© Stadt Aalen)

Der bundesweit erlebbare Tag des offenen Denkmals steht 2020 unter dem Motto „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken“. Er findet diesmal in digitaler Form statt. Die Stadt Aalen beteiligt sich mit einem attraktiven Angebot daran: Bei einem Stadtspaziergang können Besucher*innen einzelne Kulturdenkmale in Augenschein nehmen. Für das Stadtquartier Schillerhöhe ist ein Audioguide vorbereitet, der zusätzliche Infos liefert. „Nutzen Sie als Gäste Aalens diese Anregung, um auf eigene Faust am Rande des Stadtspaziergangs – vielleicht in Kombination mit einem Gaststättenbesuch in unserer liebenswerten Innenstadt - Ihren Blick auf die wunderschönen, denkwürdigen Gebäude und baulichen Anlagen unserer Stadt zu richten“, animiert OB Thilo Rentschler die Besucher*innen zum Gang durch Aalen. Weitere Tipps sowie einen Stadtplan hält die Tourist-Info bereit.

Die öffentliche Hand und viele private Eigentümer investieren viel Geld in den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude. So werden diese für neue, zukunftsfähige Nutzungen bereit stehen und dennoch der Charme vergangener Jahrhunderte gewahrt. Leider bleibt im Alltag häufig keine Zeit, im Vorübergehen die Details eindrucksvoller, historischer Fassaden und ihre mittelalterliche Ausstrahlung zu genießen. Auch wenn 2020 keine speziellen Führungen und Besichtigungen zum Tag des offenen Denkmals stattfinden, freuen sich OB Thilo Rentschler und Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle über das Angebot. „Nutzen Sie die Gelegenheit, sich am 13. September von der Einzigartigkeit der ausgewählten Objekte in Aalen zu überzeugen“, sagt Steidle.   

Virtuell über die Schillerhöhe

Ob Limesmuseum, Stadthalle oder Mahnmal: Kaum ein Stadtquartier erzählt so viel über die Nachkriegsjahrzehnte wie die Schillerhöhe. Stadtarchivar Dr. Georg Wendt hat einen Spaziergang über die Schillerhöhe als Audioguide eingesprochen, den Interessierte individuell ab 13. September 2020 nachvollziehen können. Infos sind unter www.aalen.de/spaziergang hinterlegt.

St.-Johann-Kirche und –Friedhof

Die St.-Johann-Kirche gilt als ältestes Gebäude Aalens
Die St.-Johann-Kirche gilt als ältestes Gebäude Aalens (© Stadt Aalen)

An kaum einem anderen Ort in Aalen wird der vielfältige Verlauf der Stadtgeschichte so deutlich wie beim St.-Johann-Friedhof. Bereits um 150 nach Christus erbauten die Römer dort das größte römische Reiterkastell nördlich der Alpen. Ein großer Teil der Kastellfläche befindet sich unter dem Friedhof. Mauerreste in der Nähe der St.-Johann-Kirche belegen frühmittelalterliche Bauten aus der späten Merowinger- oder frühen Karolingerzeit. Auf den Resten dieser Grundmauern wurde zwischen dem 8. und dem 12. Jahrhundert die St.-Johann-Kirche als ältestes bestehendes Gebäude Aalens erbaut. Beim Bau der Kirche wurden Steinquader aus der Römerzeit verwendet, die heute noch an der Westmauer der Kirche sichtbar sind. Ab 1500 bekam die Kirche auch die Funktion einer Aussegnungskapelle. Neben der Kirche ist auch die Friedhofsanlage denkmalgeschützt. Zur Anlage gehören die Friedhofsmauer, das Wegesystem und zahlreiche Grabsteine sowie die 1898 errichtete Leichenhalle aus Dopferstein mit Werkstein im Neu-Renaissance-Stil und das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Krieges von 1870/1871. Bei einem Rundgang unter dem schattigen Blätterdach der Friedhofbäume wird Geschichte von der Römerzeit über das Mittelalter bis in die Neuzeit erlebbar. 

Besuch an der Bohlschule (Friedrichstraße 50/52)

Der Kellenputz der Bohlschule wurde erneuert ? das Gebäude war im Juli 2019 Denkmal des Monats
Der Kellenputz der Bohlschule wurde erneuert ? das Gebäude war im Juli 2019 Denkmal des Monats (© Stadt Aalen)

Das Bildungszentrum Bohlschule wurde 1905 errichtet. In städtischer Regie wurden in den vergangenen Jahren Sanierungsarbeiten in den Innenräumen durchgeführt. Ab Frühjahr 2017 erfolgte die Analyse des historischen Kellenputzes durch einen Restaurator. Darauf basierend wurde das Putzmuster in Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden ausgewählt. Im Vordergrund stand, den historischen Strukturputz möglichst identisch zu ergänzen und große Bereiche der Fassade zu erhalten. Die Sanierung konnte mit finanzieller Unterstützung der Denkmalmalstiftung Baden-Württemberg (25.000 Euro) und des Landesamts für Denkmalpflege (32.000 Euro) durchgeführt werden. Die Baumaßnahmen wurden im April 2020 abgeschlossen. Die Denkmalstiftung hat die Bohlschule als Denkmal des Monats Juli 2019 prämiert. 

Bummel durch die Altstadt

Beispielsweise in der Spitalstraße und in der Radgasse befinden sich zahlreiche giebelständige Fachwerkbauten, deren Errichtung bis auf das 16. Jahrhundert zurückreichen. Die älteste Fachwerkfassade der Stadt in der Radgasse vermittelt eine Vorstellung vom reichsstädtischen Aalen. Die Gebäude, zwischen 1565 und 1662 erbaut, sind typische Beispiele alter Aalener Ackerbürgerhäuser. Am Giebel des Gebäudes Radgasse 5 ist das Jahr der Errichtung und seiner aufwändigen Sanierung ablesbar. In der Aalener Altstadt laden zahlreiche gemütliche Restaurants und Bars zur Einkehr ein.  

In der Grünbaumbrauerei an der Ziegelstraße ist das Loft-Wohnen angekommen

Das Sudhaus der Grünbaumbrauerei wurde zu Lofts umgestaltet
Das Sudhaus der Grünbaumbrauerei wurde zu Lofts umgestaltet (© Stadt Aalen)

Die weithin sichtbare, das Stadtbild prägende Grünbaumbrauerei an der Ziegelstraße wurde um 1900 als Brauereianlage mit Brauereigebäude errichtet. Sie steht exemplarisch für die Industriearchitektur der Jahrhundertwende. In insgesamt vier Bauabschnitten ist dort in einer Mischung aus historischen Bauten und neuen Gebäuden niveauvolles Wohnen entstanden. Im letzten Bauabschnitt wurde das denkmalgeschützte Sudhaus mit Remise zu acht modernen Loft-Wohnungen umgebaut. In diesem Zuge wurden bestehende, historische Holzfenster materialgerecht restauriert. Die Dachgauben am Eckturm mit ihren Zierelementen aus Zinkblech wurden durch einen Metallrestaurator erneuert. Die  einzigartige Klinkerfassade wurde instandgesetzt und ist komplett erhalten geblieben. Dieses Bauvorhaben zeigt, wie selbst unter strengen denkmalschutzrechtlichen Auflagen aus einer gewerblich genutzten Immobilie eine moderne, stadtnahe und barrierefreie Wohnanlage in parkähnlicher Umgebung entstehen kann.

Tourist-Info im Alten Rathaus (Reichsstädter Straße 1)

Am Standort des „Spion-Rathauses“ mit dem namensgebenden Spion im Turm entstand bereits im 14. Jahrhundert das erste Rathaus der Reichsstadt Aalen. Nach dem Stadtbrand 1634 als Fachwerkbau wiedererrichtet, handelt es sich bei dem heutigen Gebäude um einen klassizistischen Umbau von 1830 bzw. 1884. Heute befinden sich in dem Gebäude das Urweltmuseum sowie die Tourist-Info. 

Info:

In der Reichsstädter Straße 1 können in der Tourist-Info ein Faltblatt mit Stadtplan sowie weitere Tipps für den Innenstadt-Rundgang erfragt werden. Alles Sehens- und Erlebenswerte erfahren Gäste dort.

Öffnungszeiten und Kontakt:
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 9 bis 17 Uhr
Mittwoch von 9 bis 14 Uhr
Samstag von 9 bis 12.30 Uhr 

Tourist-Info, Reichsstädter Straße 1, 73430 Aalen
Tel. 07361 52-2358; Fax: 07361 52-1907
tourist-info@aalen.de 

© Stadt Aalen, 28.08.2020