Vor fünf Jahren haben sich Stadt, Kreis und Land gemeinsam mit der Deutschen Bahn über den Ausbau des Bahnhaltepunkts Aalen-West auf der Remstalbahn nach Stuttgart verständigt.
Das Infrastrukturprojekt steht geradezu beispielhaft für die Umsetzung einer nachhaltigen, klimaschonenden und zukunftsorientierten Verkehrspolitik.
Am vergangenen Dienstagabend war die Bürgerschaft eingeladen, um sich im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens der Deutschen Bahn frühzeitig und umfassend über die Planungen zu informieren. Pandemiebedingt fand die Informationsveranstaltung, an der neben Projektverantwortlichen der Deutschen Bahn und der Nahverkehrsgesellschaft des Landes auch städtische Mitarbeiter*innen teilnahmen, in digitalem Format statt.
„Wir wollen die Bürgerschaft weiterhin regelmäßig einbinden“, erläuterte Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle zu Beginn des Online-Meetings. Damit die Mobilitätswende gelingt, setzt die Stadt in Kooperation mit Bund, Land und Bahn auf den Ausbau nachhaltiger Verkehrsinfrastrukturen. „Damit geben wir die richtigen Antworten auf die Fragen unserer Zeit: Eine Verbesserung der Mobilität, aber im Einklang mit Natur und Umwelt“.
Bahnhalt Aalen-West wird seit 25 Jahren diskutiert
Der Bahnhalt Aalen-West hat eine lange Vorgeschichte. Schon vor über 25 Jahren wurde die Idee in der Bürgerschaft diskutiert, informierte Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle. Erste Anregungen seien aus der Agendagruppe „Umwelt Mobil“ gekommen. Vor zehn Jahren wurde dann in einem Gutachten des Regionalverbandes die Idee auch mit Zahlen und Daten untermauert und im Ergebnis als wichtig und sinnvoll nachgewiesen. Das Gutachten hatte sich auch mit der Standortfrage beschäftigt und sich eindeutig für den Standort in der Weststadt ausgesprochen.
In Gesprächen mit dem Land konnte dann mit Unterstützung der Abgeordneten und dem damaligen Landrat Klaus Pavel das Projekt tatsächlich im Zuge der Einführung des Halbstundentakts auf der Remsbahn 2016 aufs Gleis gesetzt werden.
Drei Diskussionsforen zu Mobilität, Umgebung und Bahnhalt
In drei moderierten Themengruppen wurde am Dienstagabend intensiv diskutiert. Neben der Vorstellung der Planungen für den eigentlichen Bahnhalt durch Rolf Burckhart von der Deutschen Bahn, wurden seitens der Stadt vor allem die Gestaltung des Bahnhaltumfeldes sowie die Mobilitätsverbesserung thematisiert. „Der Haltepunkt wird modern und barrierefrei nach den bundesweit geltenden DB-Standards ausgebaut werden“, berichtet Burckhart. Die Planer der Deutschen Bahn gehen derzeit von einem durchschnittlichen Fahrgastaufkommen von rund 500 Personen täglich aus.
Im Anschluss an die Fachvorträge wurde engagiert und offen diskutiert. Es wurden zum einen die mit der Einrichtung eines Bahnhalts verbundenen positiven Wirkungen angesprochen, es gab aber auch einige kritische Stimmen, die das Vorhaben in Frage stellten. Zudem galt es die Befürchtungen einiger Anwohner, dass mit einem vermehrten Verkehrsaufkommen auch mehr Lärm verbunden sein könnte, zu entkräften. Zu Recht wurde darauf hingewiesen, dass nicht alle Fahrgäste mit dem Pkw anreisen werden. „Die Stadt plant einen Bahnhalt für die Zukunft und für die zukünftige Mobilität“, sagte Prof. Ulrich Holzbaur, Sprecher der lokalen Agenda West, „da darf man nicht meinen, 500 Fahrgäste würden mit 500 PKWs kommen. Der zukünftige Mobilitätsmix soll ja durch Bus und Bahn den PKW-Verkehr reduzieren! Die 500 Fahrgäste verteilen sich pro Tag auf beide Seiten der Bahn und setzen sich aus Fußgängern, Radfahrern, Busfahrern zusammen. Wenn die Leute aus der Nähe zu Fuß oder mit dem Rad kommen, die Studierenden einen Hochschul-Shuttle und viele Bürger einen angepassten Linienbus nutzen, bleiben nur wenige PKW, die sich auch eher auf den Tag verteilen.“
Passgenauer Baustein im Mobilitätskonzept der Stadt
Viele Weststädtler sehen die Vorteile eines Bahnhaltes vor der eigenen Haustüre, führe das Angebot doch dazu, dass problemlos vom Auto auf die klimafreundliche Bahn umgestiegen werden kann. Dies besonders unter der Maßgabe, dass in Folge die Bus- und Bahnfahrpläne optimiert werden, so dass Warte- und Umsteigezeiten minimiert werden. Für E-Fahrzeuge und Fahrräder soll es Infrastruktur geben, als starkes Signal, dass die Stadt umweltbewusstes Verkehrsverhalten nachhaltig fördert.
Der Online-Beteiligung waren bereits im Jahr 2018 zwei gut besuchte Informationsveranstaltungen im Weststadtzentrum sowie im April 2021 ein erstes Treffen mit Vertreter*innen aus Vereinen, Institutionen und den Weststadt-Gemeinderät*innen vorausgegangen. Diese Ergebnisse haben den Rahmen für die virtuelle Begegnung geschaffen. Zudem wurde der Beirat für Menschen mit Behinderung ebenfalls vor der Veranstaltung beteiligt, so dass auch die Belange der Menschen mit Handicap bei den Planungen Berücksichtigung finden werden.
„Dies ist nicht das Ende, sondern die Fortsetzung der Beteiligung und des Dialoges mit der Bürgerschaft. Fragen, die sich im Anschluss an die Veranstaltung ergeben, bzw. die bei der Veranstaltung nicht gestellt werden konnten, können auch im Nachgang entweder bei Anna-Lena Mutscheller (anna-lena.mutscheller@aalen.de) bzw. Berthold Starz (berthold.starz@aalen.de) eingereicht werden. Die Stadtverwaltung sammelt die Fragen und wird diese transparent über das Internet beantworten und somit der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Hierzu soll eigens eine eigene Internetseite für den Bahnhalt Aalen-West eingerichtet werden. Weitere Beteiligungsformate werden folgen“, schloss Berthold Starz, Leiter der städtischen Projektgruppe, die 2 ½ stündige Online-Sitzung.