Mit Texten auf deutscher und türkischer Sprache wird die Reihe „wortgewaltig 2015“ fortgesetzt. In bester Schubartscher Tradition greift die Autorin Esther Dischereit ein aktuelles politisches Thema auf: Es geht um die NSU-Morde, abfällig auch „Döner-Morde“ genannt, weil die Opfer meist türkischer Herkunft waren. Am Freitag, 17. April liest Esther Dischereit aus ihren deutsch-türkischen Texten „Blumen für Otello“. Sie wird musikalisch begleitet von der Musikerin DJ Ipek. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr in der Galerie des Rathauses.
Schüsse, Morde. In Serie. So brutal, so systematisch und so eiskalt. Die Ermittlungsmaschinerie beginnt zu laufen, doch sie scheitert, weil sie keineswegs so vorbehaltlos rational funktioniert wie sie es von sich behauptet. Zeichen werden missachtet, Hinweise falsch gedeutet, Akten vernichtet. Es kann nicht sein, es darf nicht sein.
Einfühlsam und mit großer poetischer Kraft ermittelt Esther Dischereit in ihren Klageliedern, was die Verbrechen des Nationalsozialitischen Untergrunds (NSU) angerichtet, welche Lücken sie bei den Hinterbleibenden aufgerissen haben „Medial dominierten diese Killer. Ich wollte die Betroffenen und Getöteten sichtbar werden lassen. Aber wie? Ich stellte mir ein Requiem nicht mit erhabenen Worten vor. Ich wollte vom Alltag derer erzählen, die ermodert worden waren. Und von dem Verlust, den die Familien noch täglich spüren, wenn sie sich erinnern“ erläutert die deutsch-jüdische Lyrikerin , Essayistin , Erzählerin , Theater- und Hörspielautorin.
Esther Dischereit hat sich immer wieder mit Ausgrenzung, Rassismus und Assimilation beschäftigt. Seit 2012 ist sie Professorin für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Im Jahr 2009 erhielt sie den Erich-Fried-Preis.
DJ Ipek lebt seit 32 Jahren in Berlin. Die international renommierte Produzentin und DJ ist bekannt für ihre verführerischen, elektronischen Sounds aus der Türkei und dem Balkan. Sie wurde vom Queer-Magazin QX zum hippsten DJ Europa gewählt. In London gewann sie die World Beat DJ Competition. Daneben komponiert sie Musik für Dokumentarfilme, sie interpretiert Werke der klassischen Musik auf elektronische Weise neu und produziert Musik für Theater und Oper.
Karten für die musikalische Lesung am Freitag, 17. April um 20 Uhr in der Rathausgalerie gibt es in der Tourist-Information Aalen, Telefon: 07361 522358 oder im Internet unter www.reservix.de