In Kooperation mit der Hochschule Aalen veranstaltete die Stadt Aalen am 26. September eine Fachtagung zur Digitalisierung und deren Anwendung auf städtische Handlungsfelder. Experten sprachen über die Herausforderung dieser Digitalisierung. Dabei wurde durch den Digitalisierungsbeauftragten der Landesregierung, Ministerialdirektor Stefan Krebs, die Strategie des Landes bei der Digitalisierung vorgestellt.
„Estland liegt deutlich weiter vorn in der digitalen Entwicklung als wir“, stellte Oberbürgermeister Thilo Rentschler bei seiner Begrüßung fest. Die Digitalisierung sei ein sehr relevantes Thema, das alle Menschen betreffe. Die estnischen Bürger hätten eine andere Einstellung zu ihrem Staat als dies in Deutschland der Fall sei. „Bei meinem Besuch dort im Rahmen einer Tagung des Städtetags konnte ich interessante Eindrücke davon gewinnen, wie digitale Prozesse in Themen der Verwaltung und des öffentlichen Lebens eingreifen“, sagte Rentschler.
Prof. Dr.-Ing. Heinz-Peter Bürkle, Prorektor der Hochschule Aalen, präsentierte die Strategie bei der Digitalisierung der Hochschule. Beispielsweise soll es Studiengänge im Bereich Digitalisierung geben, die Möglichkeiten additiver Fertigung mittels 3D-Druckern soll ausgebaut werden.
„Früher haben wir bei Hochhäusern gerne einen Klingelputz veranstaltet. Heute stellen sich Jugendliche ne-ben dasselbe Hochhaus, um nach freien WLAN-Zugängen zu schauen, um diese dann zu nutzen“, Ministerialdirektor Stefan Krebs, der beim Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration ansässig ist. Teil seiner auf die Digitalisierungsstrategie des Landes, digital@bw, ausgerichteten Rede war das Herausstellen von Schwerpunkte bei Digitalisierungsprozessen.
Krebs informierte über die digitale Gesundheitsanwendung ebenso wie die intelligente Mobilität der Zukunft und die neu gestartete Initiative Wirtschaft 4.0: Sie soll die Digitalisierung in der Fläche voranbringen. Er ging auf verschiedene Bereiche wie die Förderung digitaler Start-Ups, das Etablieren digitaler Zukunftskommunen und das alle Kommunen betreffende Thema einer Verwaltung 4.0 ein. Der Digitalisierungsbeauftragte der Landesregierung, der bereits vor wenigen Wochen das Innovationszentrum INNO-Z in Aalen besucht hatte, stellte eigene Leuchtturmprojekte des Landes vor.
Oberbürgermeister Thilo Rentschler und Ministerialdirektor Stefan Krebs nahmen bei der Fachtagung eine Preisverleihung vor. Gewinner ist der in Aalen Studierende Philip Frenzel: Er entwickelte die Smartphone Hülle „AD Case“, die Handys bei einem Sturz schützt. In ihr stecken Sensoren, die während des Fallens veranlassen, dass Metallfedern ausklappen und so das Handy vor Schäden schützen. Die von Frenzel entwickelte Hülle enthält auch einen Zusatzakku für das Smartphone. Die Erfindung wird demnächst als Patent angemeldet. Frenzel möchte mit seinem Start-Up-Kollegen Peter Myer so bald wie möglich in die Massenproduktion übergehen.
Michael Belko, Leiter der Konzern-IT bei der Carl Zeiss AG und Vorsitzender des IHK-Digitalisierungsausschusses, stellte das Konzept des neuen Digitalisierungszentrums DigitalHub vor. Er zeigte zur Verdeutlichung der Anwendungsmöglichkeiten ein Video, bei dem VR-Brillen bei der Autokonstruktion zum Einsatz kommen. Der DigitalHub ist ein Unterstützungspunkt für die Digitalisierung in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.
Der Digital Workspace-Experte Timo Mornhinweg von der Know How! AG in Leinfelden-Echterdingen erklärte, was die Digitalisierung für die tägliche Arbeit und die tägliche Aufgabenstellungen bedeutet. Er verwies auf Möglichkeiten, Chancen und Anforderungen, die auf Menschen in der Berufswelt zukommen werden. „Digitalisierung beginnt im Kopf“, sagte Mornhinweg. Für ihn hat Digitalisierung weniger mit den Technologien zu tun als vielmehr mit der inneren Einstellung der Menschen zu den daraus resultierenden Veränderungen.
Zum Abschluss gab es einen Vortrag der Start-Up-Gründer von Connected Life, Nikola Vetter und Sebastian Schürle. Connected Life zeigte den Smart Mirror, einen intelligenten Spiegel. Er dient als digitaler Assistent für die unterschiedlichsten Aufgaben im Haushalt. Man kann mit ihm virtuell Kleider anprobieren, hat mit dem Spiegel einen digitalen Fitnesscoach und Zugriff auf alle öffentlichen Dienstleistungen per Knopfdruck.
Durch die Fachtagung werden die Aktivitäten der Stadt Aalen auf dem Weg hin zur smarten City der Zukunft verankert. 2017 fand die Fachtagung erstmals statt. Hinzu kamen ein Makerspace beim Projekt „Morgenwerkstatt“ (Fraunhofer IAO 2017) und eine Teilnahme bei der Make Ostwürttemberg.
Der Beirat Smart City Aalen setzt sich aus 24 Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Bürgerschaft sowie Vertretern der Stadtverwaltung zusammen. Gemeinsam wird an den Themenfeldern Wohnungsbau 4.0, Medienentwicklung, DigitalHub, Mobilinfrastruktur, Mobilitätsentwicklung und Energiewende gearbeitet.